Jahr für Jahr erleben wir immer das gleiche Phänomen: Nach dem längsten Tag bleibt es am Abend noch fast einen Monat lang ewig hell. In Bern war am 20. Juni um 21.28 Uhr Sonnenuntergang. Heute, am 26. Juli verschwindet in der Hauptstadt die Sonne um 21.09 Uhr, also 19 Minuten früher als am längsten Tag. Jetzt ist aber Schluss mit den langen, hellen Sommerabenden. Am 31. August geht die Sonne in Bern schon um 20.11 Uhr unter. In dieser Zeit (ebenfalls 36 Tage) wird der Abend um 58 Minuten kürzer. Allein die Sommerzeit sorgt dafür, dass es Ende August am Abend noch längere Zeit sonnig ist. Das Phänomen hat mit der Umlaufbahn der Erde um die Sonne zu tun. Bis am 25. Juli erreichte die Sonne immer später den sogenannten Mittagspunkt. Seit gestern Donnerstag wird nun die Sonne scheinbar wieder schneller, und so steht sie schon früher am Tag im höchsten Punkt der täglichen Umlaufbahn.
Sonne hat rund 6 Minuten Verspätung
Im Durchschnitt des Jahres erreicht die Sonne in Bern um 12.30 Uhr ihren täglichen Höchststand, bzw. mit Sommerzeit um 13.30 Uhr. Im Hochsommer hinkt sie ihrem eigenen Fahrplan aber hinterher. Am längsten Tag, also am 20. Juni, erreichte die Sonne um 13.32 Uhr ihren höchsten Punkt, aktuell ist dies erst um 13.36 Uhr der Fall. Seit Donnerstag steht nun die Sonne wieder früher am Tag in ihrem höchsten Punkt, momentan handelt es sich aber erst um wenige Sekunden. Der früheste Mittagspunkt wird im Spätherbst verzeichnet. Am 2. November erreicht die Sonne den Mittagspunkt über Bern bereits um 12.13 Uhr und somit 23 Minuten früher als heute.
Jetzt folgt das rasche Eindunkeln
Die praktische Konsequenz: Die Abende werden rasch kürzer, da einerseits die Tageslänge abnimmt und anderseits die Sonne immer früher den Mittagspunkt erreicht. Am Morgen sind die Prozesse gegenläufig. Die kürzere Tageslänge wirkt sich zwar ebenfalls auf die Tageslänge aus, allerdings nicht so stark wie am Abend, weil die Sonne früher unterwegs ist. Wie erwähnt, geht die Sonne am 31. August 58 Minuten früher unter, während am Morgen der Sonnenaufgang sich nur um 46 Minuten verzögert. Astronomisch ist das Phänomen der sogenannten Zeitgleichung zuzuschreiben. Die Abweichungen in der Zeitgleichung sind wiederum auf die elliptische Erdumlaufbahn und auf die geneigte Erdachse zurückzuführen. Gemäss dem zweiten Keplerschen Gesetz, das besagt, dass in gleichen Zeiten gleiche Flächen überstrichen werden, legte die Erde in sonnenfernen Zeiten kürzere Distanzen zurück. Jeweils Anfang Juli befindet sich die Erde im sonnenfernsten Punkt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt auf der Nordhalbkugel Hochsommer herrscht.