Es gibt Tage, da hat sogar die Astronomie menschliche Züge. Ausgerechnet am Neujahrsmorgen erleben wir den spätesten Sonnenaufgang des ganzen Jahres. Rund um Zürich geht die Sonne erst um 8 Uhr 13 auf, so spät wie sonst das ganze Jahr nie. Weiter östlich ist die Sonne bereits etwas früher dran. In Scuol, im Unterengadin, ist schon um 8 Uhr 05 Sonnenaufgang. Weiter im Westen lässt sich die Sonne dagegen mehr Zeit. In Genf zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen erst nach 8 Uhr 18.
Ambitionierte Skifahrer verzichten trotzdem auf das Ausschlafen, denn am Morgen ist es in der Höhe immer noch weitgehend wolkenlos, und dort ist Nebel auch kein Thema. Aber auch Langschläfer kommen auf ihre Rechnung: Bis am Nachmittag hat sich der Nebel meist aufgelöst, und bei Sonnenschein gibt es +7 Grad, in den Föhntälern bis 9 Grad.
Sonne steht nicht immer zur gleichen Zeit im Süden
Die Ursache für den spätesten Sonnenaufgang am Neujahrsmorgen – und nicht etwa am kürzesten Tag – ist bei der Umlaufbahn der Erde um die Sonne zu suchen, die in einer Ellipse verläuft. Entsprechend sind nicht alle Tage, astronomisch gesehen, gleich lang. Weil zusätzlich die Erdachse auch noch zur Umlaufbahn geneigt ist, fallen der früheste Sonnenuntergang und der späteste Sonnenaufgang nicht auf den kürzesten Tag. Der früheste Sonnenuntergang war schon am 9. und 10. Dezember. Damals ging die Sonne um 16.35 Uhr unter, und die Sonne erreichte den Mittagspunkt um 12.19 Uhr. Weil sich die Sonne seit Anfang November Tag für Tag verspätet, geht die Sonne seit dem 11. Dezember bereits wieder später unter, gleichzeitig musste man am Morgen aber immer noch länger auf den Sonnenaufgang warten. Am kürzesten Tag stand die Sonne um 12.23 Uhr im Mittagspunkt, und an Neujahr wird dies sogar erst um 12.29 Uhr der Fall sein. Bis zum 11. Februar verspätet sich die Sonne auf ihrer Bahn weiter. Dann erreicht sie sogar erst um 12.40 Uhr den Mittagspunkt.
Ab dem 2. Januar ist allerdings die Zunahme der Tageslänge grösser als die Verspätung der Sonne. Entsprechend geht ab dem Berchtoldstag die Sonne am Morgen wieder früher auf. Fakt ist aber auch: Vorerst nimmt die Tageslänge hauptsächlich am Abend zu.
Am Abend schon 10 Minuten länger hell
Seit dem frühesten Sonnenuntergang scheint die Sonne am Abend bereits wieder 11 Minuten länger, während wir am Morgen gegenüber dem kürzesten Tag nochmals 3 Minuten Sonnenschein verloren haben. Von nun an werden aber die Tage am Morgen und am Abend länger, bis wir am Tag des astronomischen Sommeranfangs, am 21. Juni, eine maximale Tageslänge von 15 Stunden und 57 Minuten in Zürich erreichen werden.