Mit einem Mausklick Wetterdaten auf der ganzen Welt anschauen – davon war man im 19. Jahrhundert in Europa noch weit entfernt. Mühsam wurden die schriftlichen Wetterbeobachtungen und Messungen per Pferdepost zusammengetragen. Mit grosser zeitlicher Verspätung konnten so Wetterkarten erstellt werden. Somit war der Nutzen dieser alter Wetterkarten gering.
In den USA war man bereits einen Schritt weiter. Dort wurden die Daten rasch per Telegraf zusammengetragen. Entsprechend konnten zeitnah Wetterkarten erstellt werden. In Europa war man erst im Jahre 1855 so weit: Am 19. Februar präsentierte Urbain Le Verrier in der Akademie der Wissenschaft in Paris eine aktuelle Wetterkarte von Frankreich, erstellt mit Hilfe des Telegrafen. Stürmische Zeiten führten zu dieser Errungenschaft.
Kriegerische Vorgeschichte
Der Krimkrieg im November 1854 nahm eine dramatische Kehrtwende, als Kaiser Napoleons III. Kriegsflotte im Schwarzen Meer innert weniger Stunden komplett zerstört wurde. Dieser Verlust war aber nicht das Resultat einer militärischen Niederlage. Vielmehr wurden die Franzosen von einem Unwetter besiegt: Ein heftiger Wintersturm versenkte kurzerhand die komplette französische Kriegsmarine.
Die Empörung des Kaisers über die Kehrtwende im Krimkrieg bewog den damaligen Direktor des Observatoriums in Paris, Urbain Le Verrier, diesen Wintersturm zu untersuchen. Der Franzose wertete dazu die Daten von 250 Wetterstationen aus. Es gelang ihm, den Weg des Sturms nachzuvollziehen. Er kam zum Schluss: Die Flotte hätte rechtzeitig gewarnt werden können, wären die Wetterdaten zeitnah eingetroffen - per Telegraf.
Messwerte: Die Grundlage heutiger Prognosen
Jede Wetterprognose beruht unter anderem auf Messdaten. Unterschiedliche Grössen wie Feuchtigkeit, Druck oder Wind werden in verschiedenen Höhen gemessen und zusammengetragen. Aus diesem Anfangszustand berechnen Wettermodelle anhand der Physik, wie sich das Wetter in den kommenden Tagen ändern wird. Ist der Anfangszustand nicht oder nur begrenzt bekannt, leidet die Genauigkeit der Prognose.