Tief «Brigitte» zog vom Freitagmorgen bis am Samstagmittag von der Biskaya nach Frankreich und füllte sich dann auf. Auf der Vorderseite des Tiefs stellte sich eine extreme Süd- bis Südostströmung ein, mit Starkregen im Süden und mit Föhnböen vor allem am Freitag im Norden.
Zum Teil mehr als 400 Millimeter Regen
Mit der extremen Südostströmung wurde während rund 30 Stunden viel Feuchtigkeit an die südlichen Alpen gestaut. Betroffen waren vor allem das westlichen Tessin und die angrenzenden Gebiete. In Camedo, im Centovalli, wurden innerhalb von 24 Stunden 421 Millimeter gemessen. Das war dort der zweithöchste Wert überhaupt. Mehr Regen gab es nur noch beim absoluten Schweizerrekord am 26. August 1935 mit 455 Millimeter. Im benachbarten Onsernonetal fielen seit Freitagmorgen insgesamt 399 Millimeter Regen. Allein innerhalb von 24 Stunden waren es dort 375 Millimeter. Damit fiel in 30 Stunden ungefähr 1,75 Mal so viel Regen in Mosogno wie sonst im ganzen Monat Oktober. Im Vergleich zum Starkregen Ende August gab es praktisch gleich viel Niederschlag, aber in 30 Stunden und nicht wie im August in 60 Stunden.
Starkregen auch im Wallis
Heftig vom Regen getroffen wurden aber auch die Gebiete im südöstlichen Wallis. Im Binntal fielen seit Freitagmorgen 287 Millimeter Regen, am Simplon gab es 266 Millimeter Niederschlag. Diese Mengen sind zwar deutlich geringer als im Tessin, allerdings fällt in diesen Gebieten in der Regel deutlich weniger Niederschlag, was entsprechend vor allem beim Abfluss zu mehr Problemen führt.
Auch Uri, Glarus und Graubünden betroffen
Gewaltige Regenmengen gab es auch im Kanton Uri. Auf der Göscheneralp fielen während des ganzen Ereignisses 218 Millimeter, in Andermatt waren es 168 Millimeter. Weil die Schneefallgrenze lange Zeit im Bereich um 3000 Meter über Meer lag, kam praktisch der ganze Niederschlag zum Abfluss. Kein Wunder traten zahlreiche Bäche und Flüsse über die Ufer so auch die Reuss. Auch im südlichen Glarnerland gab es extreme Niederschläge. Weil es im Südteil des Kantons nur wenige Niederschlagsmesser gibt, wurde der Niederschlag nur unzureichend erfasst. Die private Station Hintersand registriert 105 Millimeter. In Diesbach mussten gemäss Medienangaben 13 Personen evakuiert werden. Grosse Niederschlagsmengen und lokale Überschwemmungen gab es auch in der Surselva, im Misox und im Bergell. In Sedrun fielen in 24 Stunden 145 Millimeter Regen. So stark regnete es dort in 24 Stunde noch nie.
Elm mit Extremföhn
Nebst Starkregen sorgte auch der Sturm für Schäden. In der Glarner Gemeinde Elm wurde am späten Freitagabend eine Föhnböe mit einem Spitzenwert von 159 Kilometern pro Stunde gemessen. Dies liegt im Bereich des absoluten Rekordes. Auch im Kantonshauptort wurden 100 Kilometer pro Stunde gemessen. In Engelberg erreichte der Föhn einen Spitzenwert von 121 Kilometern pro Stunde. Noch stärker als in Elm und Engelberg blies der Föhn allerdings auf dem Gütsch ob Andermatt mit 169 Kilometern pro Stunde. Am Samstagmorgen wurden in der südöstlichen Höhenströmung sogar 181 Kilometer pro Stunde auf dem Matro, ob Biasca, verzeichnet. Mehr als 140 Kilometer pro Stunde gab es überdies auf dem Piz Martegnas, auf dem Jungfraujoch, dem Titlis und dem Vorabgletscher. In den Föhntälern wurde es am Freitag auch sehr warm. In Glarus, im St. Galler Rheintal, aber selbst am Bodensee bei Güttingen gab es am Freitag 22 Grad, in Giswil/OW sogar 22,5 Grad.
Niederschlagsende
Im Norden war es vom frühen Samstagnachmittag an trocken. Am Abend gibt es wieder etwas Regen, die Mengen bleiben aber verhältnismässig bescheiden. Allerdings kommt vor allem auf dem Jura wieder Sturm auf. Im Süden gab es am Samstagnachmittag noch lokale Schauer oder Gewitter. Am Sonntag muss besonders im Süden mit neuem Regen gerechnet werden. Dort dürfte es nochmals 10 bis 30 Millimeter geben. Dies ist zwar vergleichsweise wenig, könnte aber stellenweise trotzdem zu viel sein, da die Hänge zum Teil instabil geworden sind. Auch in der kommenden Woche geht es beidseits der Alpen wechselhaft und mit neuem Regen weiter, die Intensitäten bleiben aber in der Regel gering.