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Wenig Winterschnee: 2022 und 2023 mit Rekordverlust von Eis
Aus SRF 4 News aktuell vom 28.09.2023. Bild: SRF/ETH Zürich/Matthias Huss
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Viel Schnee gebunkert Aufatmen in Krisenzeiten – Schweizer Gletscher

Endlich Sommerwärme und Hitzetage: Viele von uns haben darauf gewartet – die Gletscher haben sich darauf vorbereitet. Aktuell liegen auf den Schweizer Gletschern noch drei bis sechs Meter Schnee. Nach den Krisenjahren 2022 und 2023, sollte in diesem Sommer deutlich weniger Eis den Bach runter gehen.

Haben Sie in den vergangenen Tagen auch geschwitzt? Nach langem Warten gab es die ersten Hitzetage und Tropennächte des Jahres. Somit beginnt wie jedes Jahr auch für die Gletscher wieder das grosse Schwitzen. Versetzen wir uns in die Gletscherperspektive: Es herrscht Krisenzeit, schneearme Winter und immer wärmere Sommer haben uns zugesetzt. Doch in diesem Jahr, sind wir auf das Schlimmste vorbereitet.

Schmelzende Schnee
Legende: Schneetürme Mitte Juni auf gut 2000 m Engstligenalp/BE Heidi Allenbavh

Reserven angelegt

Wir Gletscher liegen aktuell unter einer dicken, kühlen Schneedecke. Der Winter 2023/24 war sehr schneereich. Ich erinnere mich, in den letzten beiden Jahren lag unser Eispanzer im Frühsommer schnell blank. Dann haben wir im Sommer so viel Eis verloren, wie nie zuvor. Doch auf den kommenden Sommer blicken wir recht entspannt: Die schützende Schneedecke ist rund 31 Prozent dicker als in den vergangenen Jahren. Sie ist weiss - naja, auch ein bisschen staubig - und reflektiert immer noch einen Grossteil der starken Sommersonne. Solange diese Decke bestehen bleibt, geht es uns nicht an den Kragen.

Balkendiagramm, das den Schneezuwachs im Winter der letzten Jahre vergleicht
Legende: Blick auf die Dicke der Schneedecke in den letzten Wintern Im Winter 2023/24 fiel 31 Prozent mehr Schnee als im Schnitt zwischen 2010 und 2020. Viel schneeärmer waren die beiden Winter zuvor: 20 und 30 Prozent weniger als normal. Matthias Huss (GLAMOS)

Schneedicke von 3 bis 6 Meter

Wir wechseln wieder die Perspektive und blicken auf die Messungen des Schweizer Gletschermessnetzes (GLAMOS). Die Grafik unten vergleicht die Schneedicke auf den Schweizer Gletschern (rote Linie) mit dem langjährigen Schnitt (blau gestrichelte Linie). Die rote Linie zeigt, dass seit Mitte November mehr Schnee liegt, als im Durchschnitt (2010 bis 2020). Für Anfang Juni liegt die Schneedecke beinahe im Rekordbereich (graue Schattierung). Es sammelten sich je nach Gletscher zwischen drei und sechs Metern Schnee an. Da Schnee auch viel Luft enthält, entspricht dies im Schnitt rund zwei Meter Wassersäule.

Graph, der die Gletschermassenbilanz mit dem langjährigen Schnitt vergleicht
Legende: Messung des Schneevorrats auf den Schweizer Gletschern Die rote Linie zeigt wie viel Schnee (umgerechnet in die entsprechende Wassersäule) die Schweizer Gletscher seit Oktober 2023 bunkern konnten. Matthias Huss (GLAMOS)

Die Krise bleibt

Ob Gletscher nun wieder vorstossen können? Nein, denn die Reaktionszeit von Gletschern liegt im Bereich von 10 bis 100 Jahren. Das heisst, nur wenn über mehrere Jahrzehnte mehr Schnee fällt als im Sommer wieder wegschmilzt, können Gletscher wachsen. Und aktuell erwärmt sich das Klima schneller, als dass die Gletscher reagieren können. Sie hinken also immer hinterher. Oder anders formuliert, auch wenn die Klimaerwärmung sofort angehalten wird, würden die Gletscher noch mehrere Jahre weiter schmelzen. Denn sie sind grösser, als es das aktuelle Klima erlaubt. Früher oder später ist wieder mit grossen Massenverlusten zu rechnen. Doch in diesem Jahr sind die Gletscher mit einem weissen Auge davongekommen.

Regionaljournal Bern, 14.6.24, 12:03 Uhr

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