Im Tessin, am Monte Gamborogno, brennt der Wald. Waldbrände im Winter sind im Tessin gar nicht so aussergewöhnlich?
Christoph Siegrist: Nein, denn die Monate Dezember, Januar und Februar sind die Monate, in denen es im Tessin nur selten regnet. Im Sommer ist es im Tessin viel nasser. Allerdings ist es in diesem Winter im Süden sehr trocken.
Bei Waldbränden unterscheidet man zwischen «Entzündungspotential» und «Ausbreitungspotential». Für das Entzündungspotential ist die Trockenheit verantwortlich und die Anwesenheit von brennbarem Material wie dürrem Holz oder Laub.
Und dann braucht es noch den entzündenden Funken, der den Brand auslöst.
Christoph Siegrist: Für diesen Funken ist in 90 % der Fälle der Mensch verantwortlich. Das kann eine weggeworfene Zigarette sein, Glut in der Asche oder Funkenflug durch einen vorbeifahrenden Zug. Oder Brandstiftung.
Nur 10% der Waldbrände beginnen natürlich.
Bei den natürlichen Bränden ist Blitzschlag der Auslöser.
Und das Ausbreitungspotential ist der Wind. Im Moment haben wir Böen von über 100 km/h im Tessin, was ein brennendes Feuer rasend schnell ausbreitet.
Was hat der Klimawandel für einen Einfluss?
Christoph Siegrist: Dazu gibt es für den Alpenraum erst theoretische Überlegungen, messbar ist erst wenig. Aber man geht davon aus, dass das Entzündungspotential steigt, weil die Intensität von Dürreperioden zunimmt.
Und der Faktor Mensch ist auch wichtig: Wenn immer mehr ländliche Gebiete in den Alpen aufgegeben werden, wird dort auch der Wald nicht mehr gleich gut gepflegt und bewirtschaftet. Gleichzeitig steigt der Druck auf den Wald, in dem die Freizeitaktivitäten im Wald zunehmen, was wiederum das Gefahrenpotential steigen lässt. Das alles deutet darauf hin, dass Waldbrände eher zu- als abnehmen.