Es ist wie jedes Jahr. Das ganze Land hofft auf weisse Weihnachten und es wird kurz vor den Festtagen immer wärmer. Da macht auch 2020 keine Ausnahme. Schon am Dienstag wurden in Basel 16,5 Grad erreicht. Am Mittwoch wurden schon am frühen Morgen in Reigoldswil mehr als 15 Grad gemessen, am Nachmittag sind bis 17 Grad möglich. Es ist das bekannte Weihnachtstauwetter. Es bleibt ein Trost. In diesem Jahr gibt es an Weihnachten voraussichtlich Schneeschauer bis ins Flachland .
Schnee Anfang Dezember, dann der grosse Flop
Der Wetterablauf im Dezember hat durchaus System. Ende November beginnt in Nordskandinavien die Polarnacht. In der Folge stösst sehr oft eisige Luft aus Norden nach Mitteleuropa vor. Entsprechend fällt bei uns Ende November oder anfangs Dezember Schnee bis in tiefe Lagen, und auch Mitte Dezember ist Schneefall bei uns nicht selten. Zu diesem Zeitpunkt bilden sich in der Regel über dem nahen Atlantik Tiefdruckgebiete. Sie führen bei uns meist kurz vor den Weihnachtstagen oder zu Beginn der Festtage zu einer Südwest- bis Westströmung mit einem markanten Wärmeeinbruch und Tauwetter. Man spricht daher vom sogenannten Weihnachtstauwetter. Oft liegt die Schneefallgrenze deutlich oberhalb von 1500 Metern, manchmal sogar oberhalb von 2000 Metern. Auch in diesem Jahr gab es sowohl am Anfang des Monats wie auch am zweiten Adventswochenende Schnee bis in tiefe Lagen, doch dann wurde es immer wärmer mit dem Höhepunkt am Mittwoch, also klassisches Weihnachtstauwetter.
Trefferquote liegt bei 70 Prozent
In Deutschland trifft das grosse Tauwetter meist zwischen dem 22. und 28. Dezember ein, bei uns in der Tendenz eher etwas früher. Dafür kehrt in der Schweiz im Laufe der Festtage häufig der Winter zurück. So scheint es auch 2020 zu sein. Rein statistisch liegt in Deutschland Wahrscheinlichkeit bei 70 Prozent, dass es Weihnachtstauwetter gibt. In der Schweiz gab es seit 2010 kein Jahr ohne klassisches Weihnachtstauwetter .
Die Bilanz des Grauens
2010 gab es zum letzten Mal verbreitet weisse Weihnachten im Mittelland. Aber auch damals gab es Weihnachtstauwetter. Am 17. Dezember fielen im Mitteland zum Teil 30 Zentimeter Neuschnee. Bis am 22. Dezember war aber die weisse Pracht dahin, und erst im Laufe des 24. Dezembers setzte wieder Schneefall ein. Von da an jagten sich die Wärmerekorde: 2011 wurden auf dem Pilatus +6 Grad gemessen, allerdings schon am 23. Dezember. An Heiligabend folgte dort ein Sturm mit 130 Kilometern pro Stunde.
2012 gab es an Heiligabend 20,2 Grad in Reigoldswil (BL), in St. Gallen wurden gleichzeitig 15,4 Grad verzeichnet.
Am 24. Dezember 2013 wurden in Basel 17,1 Grad gemessen, so warm war es vorher an Weihnachten noch nie am Rheinknie.
Auch 2014 wurden an Heiligabend knapp 10 Grad in Basel gemessen. Schon am 23. Dezember gab es aber in Adelboden und auf den Jurahöhen mehr als 14 Grad.
2015 war wieder Basel an der Reihe mit einem Höchstwert von 15,0 Grad.
Auch 2016 wurden im Berner Oberland zweistellige Plustemperaturen registriert.
2017 gab es vor allem auf den Bergen T-Shirt Wetter. Auf dem Pilatus wurden am 25. Dezember +7 Grad gemessen.
Im Jahre 2018 gab es an Heiligabend in Basel wieder gut 13 Grad.
2019 , also im letzten Jahr gab es in der Nordwestschweiz mehr 11 Grad. Sonst entsprachen die Temperaturen ausnahmsweise dem langjährigen Mittel, dafür wurden im Tessin an Weihnachten mehr als 16 Grad gemessen. Auch in diesem Jahr dürfte es im Tessin wieder zweistellig werden, während es im Norden ab dem 25. Dezember Schneeschauer bis ins Flachland gibt.
2015 und 2016: Grüne Weihnachten auch in den Alpen
Ganz dramatisch war die Lage 2015 und 2016. Damals konnte mit dem Weihnachtstauwetter gar nichts mehr schmelzen. Es war schon fast alles weg. Selbst in Hochlagen lag kaum Schnee. An Heiligabend 2015 betrugt die Gesamtschneedecke in Davos nur 2 Zentimeter, und ein Jahr später war es, wie an den meisten Orten im Alpenraum, einfach ganz grün. Da ist die Situation doch zurzeit ziemlich komfortabel mit 39 Zentimetern in Davos.