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Wetter 2024: Monat für Monat «Weisch no?»

Das Jahr 2024 war von Tiefdruckwetter bestimmt. Dieses brachte wieder unzählige spektakuläre Wetterphänomene, allerdings auch eine Vielzahl von Unwettern mit immensen Schäden.

Januar: Temperatur fährt Achterbahn

Nach einem milden Start ins neue Jahr, erlebte die Schweiz um den 13. und 20. Januar zwei Kaltphasen. Am 20. Januar wurde in Buffalora am Ofenpass der Jahrestiefstwert mit -28,0 Grad gemessen.

Dampfende Gewässer im Engadin.
Legende: Eisiger Morgen Am 20. Januar war es auch in Samedan mit -27,0 Grad sehr kalt. Es war im Engadin der kälteste Morgen des Jahres. Jeanette Brantschen

Am gleichen Morgen zeigte das Thermometer in Aadorf/TG einen Tiefstwert von -15,0 Grad, kälter wurde es im Mittelland 2024 nicht mehr. Nach diesen Kaltphasen klopfte aber bereits das erste Mal der Frühling an. Am 24. Januar wurden beispielsweise in Disentis, in Zermatt oder auch im Engadin Temperaturen gemessen wie noch nie zuvor an diesen Orten im Monat Januar. In der Magadinoebene zeigte das Thermometer am 25. Januar +21,6 Grad, den zweithöchsten lokalen Januarwert.

 

Februar: warm wie noch nie seit Menschengedenken

Im Februar purzelten die Temperaturrekorde reihenweise. Fast landesweit erlebten wir den wärmsten Februar. In St. Gallen lag der Monatsdurchschnitt 6,6 Grad über der klimatologisch-relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990.

Wetterstation vor Bauernhof oberhalb von St. Gallen.
Legende: Messstation in St. Gallen Die Wetterstation beim Kloster St. Gallen Notkersegg verzeichnete im Februar eine Temperatur, die 6,6 Grad über der Norm lag. Franz Häusler

In Piotta, in der Leventina, wurde der alte Februarrekord aus dem Jahr 2007 um 2,0 Grad übertroffen.

Magnolien vor blauem Himmel.
Legende: Magnolien im Februar Schon am 29. Februar blühten die Magnolien in Basel. Peter Wehrli

Mit dem Ende des Februars ging auch der Winter 23/24 zu Ende. Es war über das ganze Land gesehen der wärmste Winter, vor 2019/20. Trotzdem lag auf der Messstation auf dem Weissfluhjoch vom 2. November bis Ende Februar durchgehend überdurchschnittlich viel Schnee. 

 

März: trüb und heftiger Südföhn

In den Föhngebieten schloss sich der März nahtlos dem Winter an. In Aigle war es der wärmste März seit Messbeginn, in Elm zusammen mit dem März 2017. An vielen anderen Orten nördlich der Alpen war es nach 1994 und 2017 der drittwärmste März. Der Föhn war den nördlichen Alpen entlang fast omnipräsent. Auf dem Gütsch wurde am Karfreitag mit 190 Kilometern pro Stunde der zweithöchste lokale Märzwert verzeichnet.

Der Schnee wird vom Sturm über die Berghänge hinunter getragen.
Legende: Föhnsturm Am 29. März fegte der Föhn den Schnee von den Urner Bergen. Manuel Gerig

In Adelboden bedeuteten 127 Kilometer pro Stunde einen neuen Höchstwert für den Monat März. Auch 120 Kilometer pro Stunde in Engelberg stellten einen lokalen Märzhöchstwert dar. In Meiringen wurde vom 25. bis zum 31. März an fünf von sechs Tagen der Wert von 100 Kilometern pro Stunde übertroffen.

Wellen schlagen ans Ufer, dahinter die Kirche von Bauen/UR.
Legende: Föhnsturm In Bauen/UR am Urnersee liess der Föhn die Wellen hochgehen. Andreas Gisler

Im Gegensatz zum Föhn zeigte sich die Sonne nur selten.Im ganzen Land war es trüber als sonst zu dieser Jahreszeit.

 

April: Anfang Monat herrschte Badewetter

Bis am 14. April ging es im gewohnten Trott weiter. Es war warm, teilweise rekordwarm. Nicht weniger als 27 Stationen auf dem staatlichen Messnetz meldeten den wärmsten Apriltag seit Messbeginn. Schon am 6. April gab es in Basel 28,8 und in Chur 28,5 Grad. Beide Stationen verzeichneten bereits in der ersten Aprilhälfte fünf Sommertage. Kein Wunder wurde am 14. April am Zürichsee gebadet.

Badende auf dem Schiffssteg beim Zürichhorn
Legende: Badewetter am 14. April Am Abend des 14. April wurde beim Zürichhorn wacker gebadet FB

Danach folgte der Absturz der Temperaturen. Vom 18. bis am 24. April waren die Tageshöchstwerte in Aarau stets einstellig. Eine gleich lange Periode mit einstelligen Höchstwerten gab es zu dieser Jahreszeit letztmals 1994. Durch die vielen Niederschläge mit tiefen Temperaturen gab es auf den Bergen riesige Schneemengen.

Blick vom Säntis nach Osten
Legende: Fast 7 Meter Schnee Auf dem Säntis lagen Ende April 6 Meter 90 Schnee. Sepp Gnos

Auf dem Säntis wurden am 25. und 26. April 6 Meter 90 Schnee gemessen. Das gab es seit dem April 1999 nie mehr.

 

Mai: Die Wonne musste man sich einreden

Auch im Mai wollten kaum richtige Frühlingsgefühle aufkommen, von Wonnemonat keine Rede. Es war praktisch landesweit zu nass. In St. Gallen gab es doppelt so viel Regen wie in einem durchschnittlichen Mai, und auch das Tessin wurde mit Regen mehr als nur gut bedient. An vielen Orten lagen dort die Monatsmengen 50 Prozent über dem Schnitt. Kein Wunder wurde in Elm/GL mit 615 Millimetern Niederschlag der nasseste Frühling seit Messbeginn verzeichnet. Auch die Temperaturen waren bescheiden. An vielen Orten lagen sie unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Mehr Schlagzeilen als das Wetter machten aber am 10. und 11. Mai Polarlichter über der Schweiz.

Farbenfrohes Lichtspiel am Himmel über Gerzensee.
Legende: Polarlicht Ein seltenes Phänomen. Polarlichter über der Schweiz in der Nacht vom 10. zum 11. Mai. Martin Mägli

Nach einem gewaltigen Sonnensturm waren fast in der ganzen Schweiz meist rote und violette Polarlichter zu bewundern, seltener grüne.

 

Juni: Unwetter (fast) ohne Ende

Im Juni sorgten heftige Gewitter für negative Schlagzeilen.

Nach ergiebigem Regen führten am 1. Juni Reuss (dunkel) und Emme (grau-braun) Hochwasser in Emmenbrücke.
Legende: Starkregen Nach ergiebigem Regen führten am 1. Juni Reuss (dunkel) und Emme (grau-braun) Hochwasser in Emmenbrücke. Trudi Haas

Längere Zeit bestand am Bodensee und teilweise auch am Hochrhein Hochwassergefahr der Stufe 4. Viel Schmelzwasser und kräftiger Dauerregen, besonders in Süddeutschland, brachten gewaltige Wassermengen.

Überschwemmte Felder der Thur entlang bei Güttighausen.
Legende: Land unter Besonders in der Nordostschweiz gab es viel Regen. So führte auch die Thur Hochwasser. Mark Hangartner

Am zweiten Juni-Wochenende gab es im Westen starke Gewitter. Am 21. Juni wurde das Misox hart getroffen. Die Autostrasse A 13 wurde unterbrochen, und es waren Todesopfer zu beklagen.

Bedrohliche Gewitterwolken über dem Lago Maggiore.
Legende: Gewitterzelle über dem Lago Maggiore Die Gewitterzelle über dem Lago Maggiore zog später ins Misox. Tanja Zumsteg

In Grono, im untersten Misox, wurde ein Tageswert von 124,2 Millimetern gemessen. Das war ein lokaler Juni-Höchstwert.

Schwemmholz in der Bucht von Locarno.
Legende: Schwemmholz Nach den Unwettern vom 21. Juni trieb viel Schwemmholz im Lago Maggiore bei Locarno. Irene Eichhorn

Auch in Zermatt gab es Überschwemmungen. Am 25. Juni entluden sich über dem Jura extreme Gewitter. In L’Auberson wurde ein 24-Stundenwert von 129,7 Millimeter registriert. Auch das war ein lokaler Junirekord. Am 26. und 27. Juni trafen Gewitter gleich zweimal den Kanton Schaffhausen. In Lohn und am Folgetag in Schleitheim gab es je rund 60 Millimeter Regen innerhalb von 24 Stunden. Weiterhin blieb es grau und doch deutlich zu warm. Die Unwetter vom 29. auf den 30. Juni im Wallis, in Kombination mit gigantischem Schmelzwasser, sorgten in Sitten für einen absoluten Höchststand der Rhone. Die Überschwemmungen in Chippis/VS führten in der Folge zu massiven Produktionsstörungen bei den grossen europäischen Autobauern.

 

Juli: Der Sommer findet in die Spur

In der ersten Julihälfte ging es im ähnlichen Stil weiter. Neue Unwetter sorgten für weitere Schlagzeilen. Am ersten Juliwochenende wurde in Coldrerio im Südtessin ein Tagestotal von 219 Millimetern Regen verzeichnet. Das war ein lokaler Juli-Höchstwert. Auch im Engadin und im Landwassertal gab es zu diesem Zeitpunkt grosse Regenmengen.

Frischer Schuttkegel bei Trimmis
Legende: Maschänser Rüfi Am 11. Juli kam die Maschänser Rüfi bei Trimmis nach einem Gewitter. Jonas Capol

Erst in der zweiten Monatshälfte meldete sich die Sommerhitze.

Zahlreiche Badende am Ägerisee
Legende: Badewetter Gut besetzte Badi am 20. Juli in Unterägeri. Peter Bumberger

Kaum zu glauben: Im Tessin schafften es einzelne Stationen auf 18 Hitzetage, also Tage mit einem Höchstwert von mehr als 30 Grad. Normal wären 7 bis 8 Tage mit 30 Grad oder mehr. Die heisse letzte Juliwoche sorgte dafür, dass nördlich der Alpen die Zahl der Hitzetag gerade den langjährigen Schnitt erreichte. Es wurden 4 bis 6 Hitzetage gemeldet.  

 

August: also, geht doch

Im August kam der Sommer doch noch bei uns an. In Biasca wurde am 11. August ein Höchstwert von 36,4 Grad verzeichnet. Dies blieb letztlich auch der Jahreshöchstwert. Bemerkenswert: Nördlich der Alpen wurde die höchste Temperatur erst am 24. August gemessen, notabene einen Tag nach den Hundstagen. In Basel gab es 35,4 Grad.

Blick über die Stadt Basel.
Legende: Sommer in Basel Am 24. August gab es in Basel 35,4 Grad, die höchste Temperatur nördlich der Alpen. Gérard Glutz

Im Vorjahr zeigte das Thermometer am gleichen Tag einen Wert von 39,3 Grad in Genf. So späte Höchstwerte deuten auf mehr Wasserdampf in der Atmosphäre hin. Unwetter blieben aber auch im August nicht aus. Besonders hat getroffen wurde die Gemeinde Brienz am 11. August.

Schlammmassen wälzen sich durch Brienz/BE.
Legende: Unwetter Brienz Am 11. August traten nach einem Unwetter in Brienz Bäche über die Ufer. Verena Burri

Erstaunlich war, dass der Sommer insgesamt an vielen Orten zu trocken war, Unwetter und Überschwemmungen hin oder her.

 

September: Frau Holle räumte mit der Hitze auf

Mit Hitze ging es im September los. Am 1. September wurde ein Hitzetag verzeichnet, lokal war es der wärmste Septembertag überhaupt. Auch am 7. September gab es mit Föhn stellenweise nochmals einen Hitzetag. 30,6 Grad wurden an jenem Tag in Glarus gemessen. Damit erlebte Glarus den allerersten Hitzetag im meteorologischen Herbst. Schon am 12. September gab aber Frau Holle den Tarif durch, und so wurden am 13. September in Andermatt 7 Zentimeter Neuschnee gemessen. Am Tag darauf waren es auf dem Urnerboden sogar 29 Zentimeter.

Verschneite Tannen im Schächental.
Legende: Schnee am 13. September Im Schächental lag auf 1400 Metern über Meer sehr viel Schnee. Marcel Bissig

Am 13. September erlebte Arosa einen Eistag, also ganztags Minustemperaturen. In der ersten Septemberhälfte gab es bis dato in Arosa nur fünf Eistage. Trotz Hitze zu Beginn des Monats lag die Durchschnittstemperatur auf dem Jungfraujoch rund 1 Grad unter der klimatologischen Norm. Auch in Genf betrug der Temperaturüberschuss nur 0,2 Grad. An den meisten Orten war der Monat im Vergleich zu den letzten 30 Jahren zu kühl.

 

Oktober: Goldener Oktober zierte sich

Nachdem schon der Altweibersommer ausgefallen war, ging es Anfang Oktober mit dicken Wolken und wiederholtem Regenwetter weiter. Kein Wunder war der Oktober an den meisten Orten zu nass. Trotzdem lagen die Temperaturen deutlich über der Norm. Den vielen Wolken wäre beinahe der spektakuläre Komet (Tsuchinshan-ATLAS) zum Opfer gefallen, der zur Monatsmitte teilweise von blossem Auge zu sehen war.

Komet über Hügellandschaft bei Landiswil.
Legende: Tsuchinshan-ATLAS Der Komet Tsuchinshan-ATLAS war im Oktober der Star am Himmel, soweit es die Wolken zuliessen. Tobias Messerli

Im Norden war es rund 2½ Grad, im Süden knapp 2 Grad zu warm. Am 7. Oktober gab es an den St. Galler Messstationen Sevelen und Bad Ragaz mit mehr als 25 Grad nochmals einen Sommertag, dies mit kräftiger Unterstützung des Föhns. Föhn im Norden bedeutet meist viel Niederschlag im Süden. Kein Wunder wurden im Val Bavona, im Nordtessin, 450 Millimeter Niederschlag über den ganzen Monat gemessen.

 

November: Lange Trockenphase, danach Schnee bis ins Flachland

Ende Oktober und zu Beginn des Monats November ereignete sich seltenes. Nördlich der Alpen war es über rund drei Wochen trocken, in Lugano gab es sogar fast vier Wochen lang keinen Niederschlag mehr. Nach der Monatshälfte meldete sich der Niederschlag aber eindrücklich zurück. Am Abend des 21. und in der Nacht zum 22. November schneite es kräftig bis ins Flachland. 28 Zentimeter auf dem Zürichberg und auch in Basel bedeuteten an beiden Orten einen Neuschneerekord für den Monat November.

Blick über die Dächer des verschneiten Zürich.
Legende: Wintermärchen in Zürich Am 22. November lagen in Zürich 28 Zentimeter Neuschnee, ein neuer Novemberrekord in der Limmatstadt. Danny Nef

Noch winterlicher war es in Luzern. Dort wurden sogar 42 Zentimeter Neuschnee gemessen. Selbstredend war auch dies ein lokaler Novemberrekord.

Ein Bus muss in Bern angeschoben werden.
Legende: Der grosse Schnee Am 21. November schneite es kräftig bis ins Flachland. Nicht nur in Bern kollabierte der Verkehr. Jaël Zurfluh

Zu Erinnerung: Vor einem Jahr gab es am 1. und 2. Dezember ähnliche Neuschneemengen im Mittelland. Trotz allgemeiner Erwärmung, oder womöglich gerade wegen der Erwärmung, gibt es immer wieder grosse Schneemengen auch im Flachland. Gleitet eine warme Luftmasse mit viel Wasserdampft auf Kaltluft auf, muss nach wie vor mit grossen Schneemenge gerechnet werden.

 

Dezember: Das Jahr verabschiedet sich standesgemäss

Mit Tiefdruckwetter scheint das Jahr 2024 zu Ende zu gehen. Zu Beginn des Monats fegten Sturmwinde über die Schweiz und die Nachbarländer hinweg. Hartnäckiger Nebel und Hochnebel sorgten dafür, dass die Sonne im Mittelland erneut nur selten zu sehen war.

Wolkenloser Himmel am 3. Dezember über Locarno und dem Lago Maggiore.
Legende: Trockener Dezember im Süden Im Mittel- und Südtessin fiel an zahlreichen Orten in der ersten Dezemberhälfte kein Tropfen Regen. Irene Eichhorn

Im Süden stellte sich dagegen eine länger andauernde Nordströmung ein, und im Mittel- und Südtessin blieb es bis zur Monatshälfte erneut trocken.

Meteo und Tagesschau

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