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1. Weltkrieg Historiker und Politiker wollen Baselbieter Schützengräben retten

An den Festungsanlagen im Hauenstein-Gebiet nagt der Zahn der Zeit. Nun fordert ein Vorstoss im Landrat, dass sie erhalten und künftig touristisch genutzt werden.

Wer im Kanton Baselland alte Militärbauten besichtigen will, muss sich auskennen, sonst findet er sie nicht. CVP-Landrat und Geschichtslehrer Pascal Ryf kennt sich aus. Auf dem Chilchzimmersattel, dem Jura-Pass zwischen Eptingen und Langenbruck, schnürt er seine Wanderschuhe für einen Spaziergang zum Panzertürmli, einem Beobachtungsposten aus dem 1. Weltkrieg. «Wer nicht weiss, wo das Panzertürmli ist, der findet es auch nicht», sagt er, bevor die Wanderung startet.

Audio
Rettungsaktion für die Fortifikation Hauenstein
aus Echo der Zeit vom 04.09.2018.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 26 Sekunden.

Nach einer Dreiviertelstunde ist das Ziel erreicht. Der Beobachtungsposten auf der Lauchflue - eine schwarze Metallkuppel mitten in der Natur. Pascal Ryf betritt die Anlage durch einen dunklen Gang. Im Dach der Kuppel befinden sich schmale Schlitze. Die Aussicht ist beeindruckend. Man sieht bis nach Frankreich, Deutschland und ins Mittelland. Ein idealer Ort, um in Kriegszeiten Truppenbewegungen zu beobachten.

Es geht nicht um eine Glorifizierung des Weltkriegs.
Autor: Pascal Ryf Baselbieter Landrat

1914 wurde der Beobachtungsposten gebaut - als Teil der gut 40 Kilometer langen Fortifikation Hauenstein - der Festungsanlage im Baselbieter und Solothurner Jura. Die Fortifikation Hauenstein entstand, weil die Schweizer Militärspitze befürchtete, dass französische Truppen über Schweizer Gebiet nach Deutschland einmarschieren würden. Die Verteidigungslinie auf dem Hauenstein sollte dies verhindern.

Bröckelnde Wände

Mittlerweile nagt jedoch der Zahn der Zeit an den Befestigungsanlagen. Dies zeigt sich beim Panzertürmli, aber auch beim grossen Schützengraben, der sich in der Nähe befindet. Dort bröckeln die Wände und die Natur überwuchert die Gräben. Der Baselbieter Historiker Lorenz Degen sagt: «Die Anlage wird über kurz oder lang vollständig zerstört sein.»

Dies wäre schade, weil man etwas Einmaliges verlieren würde, findet der Degen. Es gebe in der Schweiz nur wenige Bauwerke, die an den 1. Weltkrieg erinnerten. Dass man Militärbauten zerfallen lässt, erklärt der Historiker damit, dass es hierzulande keine ausgeprägte Erinnerungskultur gebe an den 1. Weltkrieg.

Der 1. Weltkrieg ist wenig präsent bei der Bevölkerung, aber auch in der Schweizer Geschichtsschreibung.
Autor: Lorenz Degen Historiker

Im Baselbiet hat sich bislang noch keine kantonale Stelle vertieft mit den Militärbauten aus dem 1. Weltkrieg auseinandergesetzt. Dies bestätigt Walter Niederberger, stellvertretender Denkmalpfleger des Kantons: «Was mit solchen Anlagen geschehen soll, damit hat man sich noch nicht wirklich beschäftigt.»

Touristische Nutzung

Dies soll sich nun ändern: Landrat Pascal Ryf hat einen Vorstoss eingereicht, unterzeichnet von Politikern fast aller Parteien. Der Kanton solle prüfen, wie Bauten der Fortifikation Hauenstein erhalten werden könnten. «Ich bin überzeugt, dass die Anlage auch touristisch genutzt werden könnte.»

Nun ist es an der Politik zu entscheiden, ob die Beobachtungsposten und Schützengräben des 1. Weltkriegs tatsächlich eine potenzielle Touristenattraktion sind, die es zu schützen gilt. Oder ob es dann doch zu viel Geld kostet, diese Anlagen zu erhalten.

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