Heute Freitag hätte es losgehen sollen: Der erste von mehreren Jubiläumsanlässen wäre angesagt gewesen im Compass Hubelmatt in Luzern, dem ehemaligen Kinderheim Hubelmatt. Und Grund zum Feiern gäbe es durchaus – das Kinderheim besteht nämlich seit genau 100 Jahren. Doch statt gefeiert wird im Moment andauernd neu geplant und umdisponiert, sagt Compass-Geschäftsleiter Andreas Grütter: «Die Corona-Krise beschert uns gerade eine speziell anspruchsvolle Zeit, die geprägt ist durch viel Unsicherheit.»
Im Tagesablauf ist im Moment alles anders
Die 24 Kinder, die in vier Wohngruppen leben, besuchen normalerweise die Schule. Da dies im Moment nicht möglich ist, werden sie mit Absprache mit ihren Lehrpersonen im Kinderheim selber unterrichtet. «Der Alltag für die Kinder hat sich stark verändert», sagt Andreas Grütter. «Die gewohnteTagesstruktur fehlt, und auch die Freizeitbeschäftigungen sind nur eingeschränkt möglich.»
Der Aufwand für das Personal sei dadurch höher. Man versuche aber, eine möglichst familiäre Atmosphäre auch in den gegenwärtig anspruchsvollen Zeiten beizubehalten und die Kinder zu unterstützen.
Gegründet für Kinder aus armen Familien
Das Kinderheim Hubelmatt wurde 1920 vom Gemeinnützigen Frauenverein gegründet um Kinder aus armen Familien vor der Verwahrlosung zu bewahren. Heute leben in der Institution Kinder, die von den Behörden fremdplatziert wurden, weil sie aus belasteten Familiensituationen stammen – etwa weil die Eltern psychisch angeschlagen oder drogenkrank sind. Häufig bleiben sie im Heim, bis sie eine Berufsausbildung abgeschlossen haben.
Der Begriff «Kinderheim» sei daher nicht mehr angemessen, sagt Andreas Grütter – das sei mit ein Grund gewesen, warum sich die Institution in Compass Hubelmatt umbenannt habe. «Wir wollen den Kindern und Jugendlichen Orientierung geben», sagt Geschäftsleiter Andreas Grütter. «Gerade auch in dieser speziellen Zeit, die wir jetzt gerade durchleben.»
Gefeiert wird das 100-Jahr-Jubiläum nun einfach später – zum Beispiel mit einem Tag der offenen Tür im September