Als Tanja Soland (SP) im vergangenen Herbst zur Regierungsrätin gewählt wurde, hätte sie sich nie gedacht, schon kurz nach ihrem Amtsantritt im Februar mitten in einem Sturm zu stehen.
Doch die Coronakrise kam und seither muss die amtsjüngste Regierungsrätin in Basel millionenschwere Geschäfte stemmen, welche die Wirtschaft und von der Krise betroffene Einzelschicksale stützen. «Ich kriege Tragisches mit, beispielsweise ein Taxifahrer, der mich heulend anruft. Gleichzeitig ist es aber auch toll, dass wir als Kanton helfen können», sagt Tanja Soland in ihrem noch immer recht kahlen Büro. Normalerweise können Neulinge in der Regierung aus der kantonseigenen Kunstsammlung ein paar Bilder aussuchen. In ihrem Fall war das nicht möglich, da die Sammlung wegen Corona geschlossen ist. «Immerhin haben Kinder ein paar Zeichnungen für mich gemalt, das hat wenigstens etwas Farbe in mein Büro gebracht».
Kein gemächlicher Start
Auch eine richtige Einarbeitungszeit hat es nicht gegeben. «Weil für mich vieles neu ist und jetzt auch noch die Coronakrise da ist, arbeite ich etwa 80 Stunden pro Woche». Grund: Die Basler Regierung schnürt teilweise komplexe Vorlagen in nur wenigen Wochen, die in normalen Zeiten Monate Vorbereitungszeit brauchen.
Das verlangt von den involvierten Regierungsräten viel ab, was sich in hohen Wochenpensen bemerkbar macht. Es habe aber auch sein Gutes. So tauche sie schnell in die Geschäfte ein und habe sich schneller einen Überblick verschaffen können, als in normalen Zeiten.
Auch Bürgerliche sind zufrieden
Ihre Arbeit wird natürlich auch von den bürgerlichen Finanzpolitikern verfolgt. CVP-Parteipräsident Balz Herter lobt Tanja Soland: «Wegen der Coronakrise ist sie sichtbar. Sie wirkt gut und in der Finanzkommission weiss sie, wovon sie redet.» Auch der LDP-Parteipräsidentin Patricia von Falkenstein gefällt Solands Stil: «Sie ist transparenter, präsentiert viel mehr Zahlen als ihre Amtsvorgängerin, scheint also offen für Neues zu sein.»
Einzig der freisinnige Parteipräsident Luca Urgese zeigt sich noch abwartend: «Sie ist daran, sich einzuarbeiten. Ihre erste Prüfung wird die Präsentation des ersten Budgets sein.»
Besorgter Blick in die Zukunft
Dass Soland den Grossrätinnen und Grossräten mehr Zahlen präsentiert, was diese offenbar schätzen, hat durchaus einen Grund: «Ich hoffe, dass das Parlament dank der Zahlen erkennt, weshalb wir vielleicht dieses oder jenes nicht umsetzen können.»
Weil in Basel die Pharmabranche eine wichtige Steuerzahlerin ist und diese - zumindest vorderhand - wegen der Coronakrise keine Umsatzeinbrüche zu verzeichnent hat - macht sich Tanja Soland noch keine Sorgen. Hält die Krise aber an, dann müsse man wohl «über die Bücher». Sie hoffe aber, dass sie nicht diejenige sein werde, die immer wiede rote Kantonszahlen präsentieren müsse.
Keine Zeit zu Fragen
Bei einem 80 Stunden-Wochenpensum und nicht nur rosigen Prognosen könnte man sich ja auch hinterfragen, wieso man sich so einen Knochenjob antue. Tanja Soland lacht bei dieser Frage: «Ich hatte bis jetzt gar keine Zeit, mich das zu fragen.»