Im Jahr 1618 brach der Dreissigjährige Krieg aus, Protestanten und Katholiken bekämpften sich im «Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation». Die Pest raffte in Muri mehr als 150 Menschenleben dahin. Und ein Komet über Mitteleuropa kündigte den vermeintlichen Weltuntergang an.
In dieser Zeit ist die Michaelsbruderschaft in Muri entstanden, wahrscheinlich im Umfeld des Klosters. Eine Gemeinschaft, die sich noch heute regelmässig zum gemeinsamen Gebet trifft. Zum Jubiläum ist ein Buch des Historikers Josef Kunz erschienen, das die Geschichte der Bruderschaft nachzeichnet.
Der Pfleger der Bruderschaft erklärt, warum es diesen Gebetskreis auch nach 400 Jahren noch braucht.
SRF: Was macht die Michaelsbruderschaft Muri heute konkret?
Hans Keusch: Es ist eigentlich eine Gebetsgemeinschaft der Pfarrei Muri. Wir erhalten jeden Monat neue Anliegen. Wir beten für kranke Menschen, für die Pfarrei, für die Welt. Für alle armen Sünder also, zu denen wir ja alle auch gehören.
Es hat sich in den letzten vierhundert Jahren ja doch einiges verändert, auch in der Kirche. Viele Bruderschaften sind verschwunden. Erachten Sie es als selbstverständlich, dass es Ihre Gemeinschaft noch gibt?
Nein, das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Etwa zwanzig Jahre lang lag die Gemeinschaft im Sterben. Aber dann gab es einen neuen Pfarrer, der unbedingt wollte, dass die Bruderschaft weiterlebt. Ab dem Jahr 2000 ging es langsam wieder aufwärts. Heute haben wir 55 Mitglieder, mehr Frauen als Männer...
Eben, es war ja auch eine Diskussion, ob der Name «Bruderschaft» noch zeitgemäss ist?
Das haben wir heftig diskutiert. Der Pfarrer und ich waren eigentlich der Meinung, wir müssten uns anpassen und uns «Gemeinschaft» nennen. Aber bei der Abstimmung haben drei Viertel gesagt, dass es eine «Bruderschaft» bleiben soll. Ich habe gestaunt: Vor allem Frauen fanden, dass man das nicht ändern dürfe (lacht).
Das zeigt auch, dass man der Tradition verpflichtet ist.
Ja, sehr. Aber wir sind eine offene Gruppe. Wir trinken, essen, lachen gemeinsam. Wir sind keine konservative Gruppe. Nicht dass Sie denken, es werde nur gekniet. Auch in den Gebetsstunden oder beim Rosenkranz, da kann jeder machen, wie er will. Man kann sitzen, stehen, knien. Wie man will. Wir sind eine offene Gruppe.
Gibt es diese Bruderschaft auch in hundert Jahren noch?
Ich persönlich habe das Gefühl, dass das Bedürfnis steigt. Das Gebet ist nötig. Man holt dort Kraft und man erhält sie auch. Man sucht überall und findet es nicht. Und hier findet man es.
Das Gespräch führte Maurice Velati