Es war bitterkalt, um 17 Uhr vor dem Grossmünster, als die Zürcher Sängerknaben zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten sangen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer drängten sich frierend unter die Heizpilze, einen Tee oder einen Orangenpunsch in der Hand.
Die Reformation hat uns viel gegeben, das unsere Zeit auf diesem Planeten lebenswerter macht.
«Es ist kalt», stellte Bundesrat Johann Schneider-Ammann denn auch zu Beginn seiner Rede fest. Um dann den Bogen zu spannen von der Reformation vor 500 Jahren zur Gegenwart. Damals wie heute seien die Leute verunsichert gewesen. Umso mehr müssten wir die Errungenschaften der Reformation verteidigen, fand Schneider-Ammann.
Die Reformation war die Geburtsstunde des kritischen Denkens, des Widerspruchs, der Neugier.
Die Freiheit, so waren sich alle Rednerinnen und Redner einig, war die grosse Errungenschaft der Reformation. Ohne das kritische Denken, das die Reformatoren förderten, wären unsere freiheitlichen Gesellschaften undenkbar.
Michel Müller, Kirchenratspräsident der protestantischen Kirche des Kantons Zürich, war deshalb stolz, dass die Reformation in der Deutschschweiz in Zürich ihren Anfang nahm. «Zwingli hat noch vor Luther eine Bibel in deutscher Sprache herausgegeben.»
Das alles begann in Zürich, da dürfen wir schon stolz sein.
Doch das Jubiläumsjahr soll nicht nur einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen, sondern auch die Suche nach der Identität der Protestanten. «Wer sind wir, worauf gründen wir und wer wollen wir in Zukunft sein?», diese Fragen müssten sich die Protestantinnen und Protestanten stellen, sagte Michel Müller. Das Programm des Jubiläumsjahres ist denn auch geprägt von Diskussionen über Reformation und Religion, Vergangenheit und Zukunft.