Die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonsarchäologie untersuchten während 130 Arbeitstagen 3200 Kubikmeter Erdreich. Die Befunde wurden mit 275 handschriftlichen Zeichnungen und 600 Fotos dokumentiert.
Die Grabung lag in einem archäologisch bisher wenig untersuchten Bereich von Vindonissa. Dabei seien wichtige Anhaltspunkte zur Siedlungsgeschichte des Areals südlich der Lager der 21. und 11. Legion gewonnen worden, teilte die Aargauer Kantonsarchäologie am Montag mit.
Grosse Holzgebäude und dichte Besiedlungsspuren
In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christus standen auf dem Areal mehrere grosse Holzgebäude, wie die Fachleute herausfanden. Im 2. oder 3. Jahrzehnt wurde eine erste, rund sechs bis acht Meter breite Kiesstrasse im Nordteil des Areals angelegt. Diese West-Ost verlaufende Kiesstrasse bleibt über die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts bestehen. Zahlreiche Schuhnägel, ein Hufschuh eines Pferdes, mehrere Erneuerungen der Kiesfahrbahn und verschiedene Reparaturen von lokalen Schäden belegen ihre Bedeutung als westöstliche Verkehrsachse südlich des Legionslagers.
Gleichzeitig mit dem Bau der Kiesstrasse wurden die grossen Holzgebäude aufgegeben und stattdessen eine kleinräumigere Bebauung angelegt.
Ab dem 2. Jahrhundert brechen die Besiedlungsspuren auf dem Areal fast vollständig ab. Einzig ein aus wiederverwendeten Architekturteilen (Spolien) gebauter Abwasserkanal belegt eine lokale Nutzung. Einige Münzen aus dem 4. Jahrhundert weisen auf eine sporadische Begehung des Areals in der Spätantike hin.
Danach blieb das Areal weitgehend unbesiedelt. Erst im 17. Jahrhundert wurden auf einem Teil des Geländes das Vorgängergebäude der «Linde» und ein Bauernhausteil erstellt.
Das rund 1600 Quadratmeter grosse Areal kann nach Abschluss der Arbeiten jetzt wieder neu besiedelt werden. Geplant sind Alterswohnungen. Damit soll das Areal nach rund 2000 Jahren erstmals wieder vollständig überbaut werden.