Hermann Burger (1942-1989) gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Im Herbst veröffentlicht das Schweizerische Literaturarchiv den ersten, bislang unbekannten Roman des Aargauers, das satirische Sittengemälde «Lokalbericht» (siehe Textbox).
Aarau greift der Veröffentlichung nun vor und inszeniert den Stoff im Theater Tuchlaube, im Forum Schlossplatz und im Stadtmuseum mit zwei Ausstellungen und einem Theaterstück. Zudem gibt es einen Schreibwettbewerb und weitere Veranstaltungen, welche das Leben und Schaffen Burgers thematisieren.
Fulminanter Aarauer Stoff
Das Theater Tuchlaube bringt «Lokalbericht» am 22. Oktober in einer szenischen Übersetzung für vier Personen zur Uraufführung. Diese Form dränge sich auf, weil der Schriftsteller mit Erzählperspektiven spiele, schreibt das Theater. Zudem habe Burger den Text collagiert und montiert, was ihn brüchig erscheinen lasse.
Für Textfassung und Regie zeichnet der 1953 geborene Schauspieler Robert Hunger-Bühler verantwortlich. Wie Burger ist er in Aarau aufgewachsen. Es sei ihm «ein Vergnügen, mit diesem fulminanten Aarauer Stoff, aus der Distanz von 45 Jahren in diese Stadt hineinzuleuchten», schreibt Robert Hunger-Bühler, dem 2015 der Schweizer Theaterpreis verliehen wurde.
Im Theater Tuchlaube spielt der «Lokalbericht» bis 1. November. Weitere Aufführungen gibt es in Baden, Bern, Wohlen und Reinach.
Die «Weltstadt» Aarau
Hermann Burger total
Parallel zu den Theateraufführungen widmen das Forum Schlossplatz und das Stadtmuseum Aarau dem Roman die Doppelausstellung «Lokalbericht. Hermann Burgers Romanerstling». Sie dauert vom 22. Oktober bis 22. Januar.
Während das Forum Burgers literarisches Handwerk ins Zentrum stellt, beleuchtet das Stadtmuseum den historischen Schauplatz des Romans. Aarau, «eine Weltstadt» (Burger), der späten 1960er und frühen 1970er Jahre.