Der Kanton Aargau geht neue Wege bei der Unterbringung von Asylsuchenden: Wie Regierungsrätin Susanne Hochuli (Grüne) bekanntgegeben hat, beschafft der Kanton 200 Hütten zum Selberbauen von der Ikea-Stiftung, sogenannte «Shelters for Refugees».
Als erstes sollen sie in Frick zum Einsatz kommen, wo in zwei grossen Hallen des ehemaligen Werkhofes künftig bis zu 300 Asylsuchende einquartiert werden. In der einen Halle Familien und Kinder, in der anderen Männer. Der Gemeinderat von Frick habe sein grundsätzliches Einverständnis für die Zwischennutzung des Werkhofes gegeben und eine entsprechende Vereinbarung mit dem Kanton unterzeichnet. Anfang 2016 soll das Lager in Betrieb gehen.
Die Hütten werden in Hallen aufgebaut, um den Bewohnern mehr Privatsphäre zu gewährleisten.
Der Aargau sei der erste Kanton, der solche Hütten im Feldversuch geprüft und evaluiert habe, so Hochuli. Die Regierungsrätin bezeichnete die mobilen Unterkünfte als eine «taugliche Option». Es sei nicht das Ziel, alle Asylsuchenden in «Shelters» unterzubringen. Feste oberirdische Einrichtungen mit Tageslicht seien jedoch besser als unterirdische Anlagen, hielt Hochuli fest.
Kosten von 500 Franken pro Person
Die Hütten entwickelte die gemeinnützige Stiftung des schwedischen Konzerns zusammen mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Eine Hütte kostet gemäss Angaben des Kantons rund 1200 Franken. Zusammen mit einfachen Einrichtungen wie Bett und Schrank kommt ein Platz pro Person auf rund 500 Franken zu stehen. Hochuli sprach von einer «sehr kostengünstigen Variante», um Leute gut unterzubringen.
Die Grundfläche von 17,5 Quadratmetern bietet eine Wohnfläche für fünf Personen. Der Unterstand wird, wie bei Ikea-Möbeln üblich, als Bausatz in zwei Kartons angeliefert.
Sechs bis acht Leute seien notwendig, um einen «Shelter» aufzubauen, sagte Andreas Flückiger, Leiter der kantonalen Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz. Der Aufbau pro Hütte dauere einen halben Tag. Die Wände sind aus Plastik, das Dach aus Kunststoff. Die nicht heizbaren Hütten wurden als Ersatz für Zelte konzipiert. Sie verfügen über Strom.
Der Bund sei an den Erfahrungen des Aargaus sehr interessiert, sagte Christoph Flury, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz.
Vorbereitung auf starken Zustrom
Der Aargau liess im Sommer in Aarau, Buchs und Villmergen 13 Armeezelte für bis zu 140 Asylsuchende aufbauen. Die von den Behörden als «temporäre mobile Infrastrukturen» bezeichneten Zelte sollen im November abgebaut werden.
Hochulis Departement bereitet sich derzeit auf einen allfälligen starken Zustrom von Asylsuchenden vor. Die zuständigen Stellen arbeiten Konzepte aus, um eine solche Situation organisatorisch und logistisch managen zu können.
Die Situation bei der Unterbringung sei «angespannt», heisst es seit Wochen. Der Kantonale Sozialdienst verfügt über 69 Unterkünfte mit einer Kapazität von 1'928 Plätzen. In Obhut des Kantons sind derzeit 2'329 Personen. Der Bund wies dem Aargau im September 356 Asylsuchende zu. Im Oktober waren es bislang 335 Personen. Als Unterkunft für die Asylsuchenden werden bei mehreren Spitälern die sogenannten Geschützten Operationsstellen (GOPS) genutzt. Dies sind unterirdische Notspitäler, die in Krisenfällen in Betrieb genommen werden können.