FDP-Grossrat Johannes Jenny hatte im Juli mit seiner «Büsi»-Interpellation für gehörigen Wirbel gesorgt. Das Regionaljournal Aargau Solothurn hatte seine Forderungen als erstes Medium publik gemacht.
TV-Stationen, Zeitungen und Online-Portale griffen das Thema auf. Es hagelte Hunderte von Kommentaren. Johannes Jenny erhielt viele Mails, die tief unter die Gürtellinie zielten. Aber auch Zuspruch traf bei ihm ein.
Seine Forderungen:
- Verwilderte Katzen in den Wäldern des Aargaus leiden an Krankheiten. Sie seien von diesem Leiden zu erlösen.
- Verwilderte und streunende Katzen seien eine Gefahr für die Artenvielfalt. Sie würden zu viele Amphibien und Vögel fressen. Diese Tiere seien vor den Katzen zu schützen.
- Jäger sollen verwilderte Katzen schiessen müssen. Heute steht im Jagdgesetz nur eine Kann-Formulierung.
- Hauskatzen sollen sich nicht weiter als 100 Meter vom Siedlungsgebiet entfernen dürfen.
- Alle Katzen sollen kastriert werden.
Katzen versus Artenvielfalt
Johannes Jenny ist nicht nur Grossrat der FDP, sondern auch Geschäftsführer von Pro Natura Aarau. Sein Wort hat in Naturschutz- und Umweltkreisen Gewicht. Er stellte dem Regierungsrat eine Reihe von Fragen «betreffend unnötigem Leiden verwilderter Haustiere und dem Schutz von Wildtieren, insbesondere Reptilien und Vögel, vor verwilderten Haustieren».
Die hohe Präsenz von Katzen könne lokal zu einem Problem für den Artenschutz werden, schreibt der Regierungsrat in seiner Stellungsnahme zum Vorstoss. Aber:
Katzen sind auch ausgezeichnete Schädlingsjäger.
Zu ihren bevorzugten Beutetieren gehören Mäuse, weshalb sie auch heute noch gerne auf Bauernhöfen gehalten werden, betont die Regierung.
Wildschweine sind das grössere Problem
Die Regierung lehnt eine Änderung des Jagdgesetzes und der dazu gehörenden Verordnung ab. Die Jäger seien heute schon stark belastet mit der Regulierung der Wildschwein- und Rehbestände.
Sie auch noch zum Kampf gegen verwilderte Katzen zu verpflichten, gehe zu weit. Die Regierung appelliert an die Verantwortung jedes Einzelnen: «Gerade in Gemeinden, wo lokal verwilderte Katzen ein Problem für wildlebende Tiere darstellen, soll dies unter Mitwirkung aller Beteiligten gemeinsam angegangen werden.»
Im Kampf gegen jagende Katzen gebe es einfache Vorkehrungen. Es könnten spezielle Drahtringe an Bäumen im Garten angebracht werden, um Nistkästen und Futterstellen zu schützen.
Regierung befürchtet viel Bürokram
Die Regierung hält auch wenig davon, im Aargau eine Kastrationspflicht für Katzen einzuführen. Die Gemeinden müssten eine solche Massnahmen umsetzen. Diese wäre jedoch mit einer erheblichen Rechtsunsicherheit betreffend Befreiung bestimmter Katzen von der Kastrationspflicht verbunden und würde zu einem unverhältnismässig hohen personellen und administrativen Aufwand führen.
Es müsse auch angezweifelt werden, dass die allgemeine Kastrationspflicht für Hauskatzen die erwünschte Wirkung hätte, nämlich ein Schutz von Wildtierarten. Im übrigen bezahle der Kanton 10'000 Franken pro Jahr an das Projekt Kastration von Katzen von Landwirtschaftsbetrieben.