Als Alex Hürzeler 2009 in den Aargauer Regierungsrat gewählt wurde, verwarf das Volk das Bildungskleeblatt seines Vorgängers Rainer Huber (CVP). Die Bildungspolitik glich einem Scherbenhaufen. Alex Hürzeler brachte Ruhe, mit einer Reform «in kleinen, vertretbaren Schritten», wie er es selbst sagt.
Die «Stärkung der Volksschule» war ein Erfolg. 2012 segnete das Volk die neue Bildungsreform ab. Damit wurden im Aargau unter anderem die zwei Kindergartenjahre obligatorisch und das Schulsystem wurde umgestellt auf sechs Jahre Primar- und drei Jahre Oberstufe (6:3).
Kritik der Lehrer
In seiner zweiten Legislaturperiode verantwortete Alex Hürzeler mehrere Sparpakete, die auch die Bildung betrafen. So wurde unter anderem das Berufswahljahr abgeschafft. Mehrere Sparvorschläge scheiterten im Grossen Rat, unter anderem die Abschaffung des Halbklassenunterrichts und des Werkjahrs.
Lehrerinnen und Lehrer kritisieren die Sparmassnahmen, insbesondere die Nullrunden bei den Lehrerlöhnen. Sie sprechen von einer «fehlenden Wertschätzung». Gespart werde vor allem auf dem Buckel der Schwachen, indem der Halbklassenunterricht und Deutsch als Fremdsprache reduziert wird.
Man kann immer sparen
Im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF verteidigt Alex Hürzeler das Sparen bei der Bildung und macht den Lehrern wenig Hoffnung auf höhere Löhne: «Im Moment liegt der Fokus auf dem ausgeglichenen Finanz-Haushalt.»
Die Finanzen überlagerten derzeit alles. Kein Dossier sei mehr gleich wie vor drei Jahren. Und angesichts der Kosten von 900 Millionen stehe natürlich auch die Volksschule im Fokus. Als Mitglied des Regierungsrates stehe er zu den Sparzielen, betont der Bildungsdirektor.
«Das wäre ja noch, wenn man eine Sparmassnahme nicht spüren würde», kontert Alex Hürzeler die Kritik der Lehrer, das Sparen schlage auf den Unterricht durch. «Wenn man das nicht spüren würde, hätten wir und unsere Vorgänger in der Vergangenheit etwas falsch gemacht», meint Hürzeler. Dann wäre ja früher immer zuviel Geld ausgegeben worden.
Baustelle Berufsschulen
Nicht nur die Volksschule, auch die Berufsschule gibt zu reden. Im Sommer 2016 stoppte der Grosse Rat die Reorganisation der Berufsschulen. Das Parlament hatte den Regierungsrat heftig kritisiert. Die Regionen und die Schulen hatten sich vehement gegen das Konzept gewehrt.
«Die Zeit ist offenbar nicht reif für Veränderungen im Berufsschulwesen», meint Alex Hürzeler zum Entscheid des Parlaments. Nur seien damit die Probleme nicht gelöst. Und wie können sie gelöst werden? «Das wissen wir noch nicht genau», gibt der Bildungsdirektor zu.
Trotz Kritik und Rückschlägen: Er sei immer noch gerne Regierungsrat, versichert Alex Hürzeler im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF: «Man kann nicht allen Freude machen mit seinen Entscheiden».
Ich bin aus vollem Herzen SVP
Alex Hürzeler politisiert als Bildungsdirektor öfters gegen seine eigene Partei. So steht die Aargauer SVP hinter der Initiative gegen den Lehrplan 21, über den das Aargauer Stimmvolk im Februar 2017 abstimmt - nicht so aber ihr Regierungsrat, der Gesamtregierungsrat und der Grosse Rat.
Kürzlich empfahlen Partei-Exponenten Alex Hürzeler sogar zur Abwahl. Er vertrete nicht mehr die Interessen der SVP.
Hürzeler selber scheint die Vorwürfe locker zu nehmen. «Wenn man in der Regierung ist, hat man eine andere Aufgabe als ein Partei-Vertreter», meint er. In erster Linie setze er sich für das Wohl des ganzen Kantons ein. «Aber ich bringe das Gedankengut der SVP trotzdem weiterhin in die Regierung und in die Verwaltung ein».
Gemeinden sollen mehr Kompetenzen erhalten
Um seine Wahlchancen muss sich Alex Hürzeler als amtierender Regierungsrat keine Sorgen machen. Bei den letzten Wahlen 2012 erreichte er das zweitbeste Resultat hinter dem nun abtretenden CVP-Finanzdirektor Roland Brogli.
Und was würde er als Bildungsdirektor in den nächsten vier Jahren anpacken? «Den Schulen vor Ort mehr Kompetenzen geben», meint Hürzeler mit Verweis auf ein Pilot-Projekt, das in elf Gemeinden angelaufen ist.
Die Schulen erhalten eine Pauschale und können das Geld selber einsetzen, wie sie es für sinnvoll halten. «Die vor Ort können das besser entscheiden. Das müssen nicht wir in Aarau machen», ist der SVP-Bildungsdirektor überzeugt.
Wahl-Interview im Grossratssaal
Alex Hürzeler wünscht sich für die Wahlen am 23. Oktober eine Wiederwahl seiner Amtskollegen Urs Hofmann und Stephan Attiger, sowie eine «bürgerliche Verstärkung» mit Markus Dieth (CVP) und Franziska Roth (SVP). Sehen Sie hier das Interview auf der Regierungsbank im Grossratssaal.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr, jagm)