Von aussen betrachtet sieht es verlassen aus, das Areal der ehemaligen Papierfabrik in Biberist beim Ost-Bahnhof. Hinzu komm trübes, nebliges Wetter – passend zu dem, was sich vor zweieinhalb Jahren hier abgespielt hat: Am 30. März verkündet die Betreiberin der Papierfabrik, die Sappi AG aus Südafrika, dass der Betrieb geschlossen wird. 550 Mitarbeiter verlieren auf einen Schlag ihren Job.
Mitarbeiter, Gemeinde, Kanton – alle sind tief betroffen. Martin Blaser, Gemeindepräsident von Biberist, findet in der Solothurner Zeitung zur Schliessung deutliche Worte: «Das ist unglaublich, absolut arrogant, ich könnte kotzen.» Hinzu kommt Ratlosigkeit: Was geschieht mit den Mitarbeitern? Was mit dem riesigen Fabrikareal, immerhin über 40 Fussballfelder gross?
Zeit hat Wunden in Biberist geheilt
«Mittlerweile ist es uns nicht mehr so schlecht», meint Blaser und spielt auf seine damalige Aussage an. Die meisten Mitarbeiter hätten einen neuen Job erhalten, und das Industrieareal erhält jetzt neues Leben. In diesem Jahr haben sich zwei neue Arbeitgeber auf dem Areal angesiedelt: Die Ostschweizer Sieber-Gruppe mit 50 Angestellten und die neu gegründete Ancin AG mit im Moment sechs Mitarbeitern. Beide sind in der Logistikbranche.
Einfach war der Start nicht: Anwohner machten Einsprachen gegen die Umnutzungspläne, sie befürchteten mehr Lastwagen. Eine schwierige Zeit, erinnert sich Peter Antener von der Ancin AG. Und auch der der Sieber-Standortleiter in Biberist, Markus von Ballmoos, ist froh, dass das Gericht zu Gunsten der Firmen entschieden hat.
Gemeindepräsident Blaser gibt zwar zu, dass er persönlich Mühe habe mit den Einsprachen. Schliesslich könne man froh sein, dass das Areal wieder lebe. Gleichzeitig sei er als Gemeindepräsident auch Teil einer Partei in diesem Streit gewesen, deshalb bleibt er zurückhaltend.
Altes Industriegebiet hat mehrere Vorteile
Heute sind beide Firmen zufrieden mit ihrem Standort in Biberist. Die Räumlichkeiten seien sofort verfügbar gewesen und in einem guten Zustand, heisst es bei der Sieber-Gruppe. Und: Bei Bedarf können beide Firmen zusätzlichen Raum anmieten – Platz hat es ja genug. «Das ist einer der Hauptvorteile, wenn man sich in eine bestehende, alte Fabrik-Liegenschaft einmietet», meint Acin-Geschäftsführer Antener.
Hinzu kommt, dass er als erster Mieter auswählen konnte, wo er einziehen wollte, und wählte das Hauptgebäude. Und die Nachteile? «Die Räume im Hauptgebäude mussten wir fast einen Monat lang putzen. Zudem waren 250 Kilogramm weisse Farbe nötig, um die Wände wieder ansehnlich zu machen.
Die Sieber AG wie auch die Ancin AG sind gemäss eigenen Angaben gut am neuen Standort gestartet. Beide überlegen sich bereits auszubauen. Die Ancin AG will bis im Frühling 2014 zehn weitere Stellen schaffen und sucht bereits Personal.
Blüht das Papierfabrik-Areal in Biberist nochmals auf?
Und wie sieht die weitere Zukunft des Biberister Papierfabrik-Areals aus? Martin Blaser ist zuversichtlich, nicht zuletzt «weil sich die Immobilienfirma Hiag als neue Eigentümerin darum kümmert, eine Expertin auf diesem Gebiet», meint Blaser. Auf die Frage, ob auf diesem Areal jemals wieder so viel laufen wird wie zu Zeiten der Papierfabrik, ist der Gemeindepräsident optimistisch. «Wenn ich die jetzige Startphase und die ersten Pläne der Hiag sehe, werde ich zugegeben gar etwas euphorisch.» Möglich sei dort alles, meint Blaser: Gewerbe, Industrie, Wohnen, ja sogar Angebote im Bereich Freizeit.