Seine Ausrüstung ist unscheinbar, aber teuer: Markus Gugler besucht das Regionalstudio von Radio SRF mit einem kleinen Rucksack. Er hat Messgeräte im Gepäck im Wert von mehreren 10'000 Franken. Sein Auftrag: Die Jagd nach sogenannt nicht-ionisierender Strahlung.
Im Volksmund nennt man diese Strahlen auch einfach «Elektrosmog». Markus Gugler hat sich auf das Messen dieser Strahlung spezialisiert. Mit seiner Firma Ned-Tech hat er kürzlich auch das Gemeindegebiet seiner Wohngemeinde Deitingen vermessen. Die Gemeinde wollte wissen, wie hoch die Belastung an neuralgischen Punkten ist, zum Beispiel rund um Schulhäuser oder im Dorfzentrum mit Alterswohnungen.
Deitingen hat wenig Elektrosmog
Die Resultate sind offiziell noch nicht bekannt. Aber Markus Gugler verrät: «Die Belastung ist eher unterdurchschnittlich. Die Mobilfunk-Sendeanlagen stehen ausserhalb des Dorfes und sind eher gegen die Autobahn gerichtet. Das reduziert die Belastung im Dorf.» Ob das nun ein Standortvorteil für die Gemeinde ist, dazu will sich Gugler allerdings nicht äussern. «Der Kunde muss dann entscheiden, was er mit den Zahlen macht.»
Markus Gugler hat viel zu tun: Viele Menschen fühlen sich durch Elektrosmog - vor allem von Handy-Antennen - belästigt. Dabei ist es wissenschaftlich aber umstritten, ob diese Strahlung überhaupt Schäden verursacht. Gugler sagt dazu: «Ich glaube schon, dass es elektrosensible Menschen gibt. Das ist wie bei anderen Allergien: Die einen reagieren auf Blütenstaub, die anderen auf Katzenhaare. Und so kann man eben wohl auch auf Strahlung reagieren.»
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Bild 1 von 8. Mit diesem Messgerät macht sich Markus Gugler auf die Suche. Das Gerät misst die generelle Strahlenbelastung, ohne über die Strahlenquelle detailliert Auskunft zu geben. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 8. Ein zweites Gerät misst über längere Zeit die Strahlenbelastung im Grossraumbüro von SRF in Aarau. Dieses Gerät kann die Strahlenbelastung nach Frequenzbereich angeben. Somit sind Aussagen über die Strahlungsquelle möglich. Im Hintergrund arbeitet Regionaljournal-Redaktorin Claudia Rey. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 8. Markus Gugler ist gelernter Elektriker und hat sich nun auf die Messung von nichtionisierenden Strahlen spezialisiert. Seine Firma hat im Moment volle Auftragsbücher. Vor allem die Angst vor Handy-Antennen bringt ihm Messaufträge. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 8. Die Strahlung der Handy-Antenne im Hintergrund ist auf dem Parkplatz beim Aarauer Bahnhof messbar. Auch hier liegt die Belastung aber überall unter dem erlaubten Grenzwert. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 8. Regionaljournal-Reporter Maurice Velati (links) sucht zusammen mit Markus Gugler nach schädlichen Strahlen im Regionalstudio von SRF in Aarau. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 8. Die Strahlenbelastung im Grossraumbüro von Radio SRF in Aarau beträgt unter 1 Volt pro Meter. Der Grenzwert des Bundes liegt bei 5 Volt pro Meter. Dieser Wert liegt 10 Mal tiefer als der internationale Grenzwert von 50 Volt pro Meter. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 8. Die Strahlung des Natel-Sendemastes auf dem Nachbargebäude ist hinter verschlossenen Fenstern im Regionalstudio kaum mehr zu messen. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 8. Bei offenem Fenster nimmt die Strahlenbelastung sofort zu. Die Strahlung der benachbarten Handy-Sendeanlage ist nun deutlich messbar. Bildquelle: SRF.
Grenzwerte werden in Aarau nicht überschritten
Messungen rund um den Bahnhof Aarau zeigen aber: Die Strahlenbelastung ist auch an diesem zentralen Ort relativ gering. Der Grenzwert des Bundes von 5 Volt pro Metern wird nirgends überschritten. Auch nicht, als Markus Gugler in die Nähe einer kleinen Handy-Antenne auf dem Bahnhof-Perron läuft. «Die Strahlenbelastung steigt zwar, aber schon wenige Meter von der Antenne entfernt nimmt sie markant ab.»
Überhaupt seien die Handy-Antennen nicht das grösste Problem, so der Experte. Im Grossraumbüro von Radio SRF in Aarau beweist Markus Gugler, was er damit meint. Er läuft mit seinem Messgerät in Richtung eines WLAN-Senders. Das kleine Kästchen für drahtloses Internet, wie es in vielen Wohnungen steht, strahlt ungefähr gleich stark wie die einige Dutzend Meter entfernte Handy-Sendeanlage auf dem Nachbargebäude.
Kaum strahlungsfreie Orte
Markus Gugler warnt vor übermässiger Panik und vor teuren Schutzmassnahmen. «Oft werden zum Beispiel Schutzvorhänge verkauft, die dann aber nicht nur Handy-Strahlen von aussen aufhalten, sondern auch WLAN-Strahlen im Innern reflektieren und damit verstärken.» Die Arbeit dürfte Gugler trotz allem nicht ausgehen. Auch wenn der Experte selber beruhigt und kleine Schutzmassnahmen propagiert: Die Angst vor Elektrosmog dürfte eher zunehmen.
Immerhin zeigen die Messungen von Markus Gugler: Im Zeitalter von drahtloser Kommunikation sind wir überall einer gewissen Strahlung ausgesetzt. «Ich habe eigentlich noch nirgendwo wirklich keine Strahlung gemessen. Das ist heute halt einfach so.»