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Aargau Solothurn Berufsschulreform der Aargauer Regierung vor dem Scheitern

Die Regierung hat mit ihren Vorschlägen zur Reorganisation der Berufsschulen in ein Wespennest gestochen. Die kantonalen Parteien haben sich in der Vernehmlassung schwer getan, sie lehnen die Vorschläge mehrheitlich ab. Und die Berufsschulen haben schon gar nicht mitgemacht.

Welche Variante soll es sein? Alpha, Beta oder Gamma? Die Aargauer Regierung schlägt diese drei zur Zukunft der Berufsschul-Standorte im Kanton vor. Etwas haben alle gemeinsam. Bei jeder Variante müssten gewerblich-industrielle Berufsschulen geschlossen werden.

Von der Regierung vorgeschlagenen Varianten:

  • Alpha: Schliessung der BBZ Niederlenz, BWZ Brugg und BZF Rheinfelden
  • Beta: Schliessung der BBZ Niederlenz und BWZ Brugg
  • Gamma: Schliessung der BBZ Niederlenz, BWZ Brugg und BBZ Freiamt in Wohlen

Das neue Standort- und Raumkonzept für die Sekundarstufe II hat zum Ziel, über die nächsten 15 Jahre eine gleichmässigere und ingsgesamt höhrere Auslastung des Schulraums zu erreichen. Es sollen ausserdem Kompetenzzentrem gebildet werden.

Stellungsnahmen:

  • SVP, SP, FDP und EVP wollen keine der Varianten
  • CVP unterstützt noch am ehesten die Variante Beta
  • Die Grünen tendieren wenn zur Variante Alpha

Keine Variante erntet also wirklich Zuspruch. Der Grund: Die Parteien kritisieren, dass die Vorschläge die Regionen nicht berücksichtigen. Mit der Schliessung der BZF Rheinfelden würde die einzige Berufsschule im Fricktal geschlossen werden und mit der BBZ Freiamt die einzige Schule im Freiamt.

Die Kantonalparteien haben sich deshalb schwer mit ihren Stellungsnahmen getan. Denn das Thema ist vor allem Regionalpolitik. Lokale Parteien, Gemeinderäte und regionale Planungsgruppen haben für ihre Interessen gekämpft. Dies hat einen Konsens auf der Stufe der Kantonalparteien schwierig gemacht.

Berufsschul-Rektoren machen nicht mit

Die Reform ist für die Berufsschulen enorm wichtig, zum Teil geht es ans «Lebendige». Gespannt war man darum darauf, wie die Berufsschulen auf die Vorschläge der Regierung reagieren. Die Überraschung: Die Berufsschulen reagieren gar nicht, wenigstens offiziell nicht. Sie haben sich an der Vernehmlassung nämlich gar nicht beteiligt.

Das hat verschiedene Gründe. Es gibt eine Rektorenkonferenz der KV-Rektoren. Diese sind seit längerem gar nicht gut zu sprechen auf die Regierung. Diese hat nämlich das Hauptanliegen der KV-Rektoren nicht einmal als Variante in die Reorganisation der Berufsschulen aufgenommen.

Es geht um die Wirtschaftsmittelschule (WMS). Diese ist bei den Kantonsschulen angesiedelt. Man schliests sie als Kauffrau/Kaufmann ab mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis. Es ist also ein Lehrabschluss. Darum möchten die KV-Rektoren die WMS dem KV angliedern. Das sei inhaltlich sinnvoll, meinen sie. Und auch logistisch würde es Sinn machen. Die übervollen Kantis würden entlastet. Die KVs könnten besser hingegen ausgelastet werden.

Doch die Regierung schrieb diese Variante gar nicht in ihr «Raum- und Standortkonzept für die Sekundarstufe II». Damit verärgerte sie die KV-Rektoren derart, dass diese dann gar nicht offiziell an der Vernehmlassung teilnehmen.

Zerstrittene Rektorenkonferenz

Aus internen Gründen machte die Rektorenkonferenz der industriell-gewerblichen Berufsschulen an der Vernehmlassung nicht mit. Die Rektoren sind nämlich extrem zerstritten. Die Rektoren der Berufsschulen Baden, Aarau und Lenzburg stellten sich öffentlich hinter die Regierung und unterstützen sogar den radikalsten Vorchlag, nämlich die Berufsschule Rheinfelden zu schliessen.

Damit sorgten sie für dicke Luft innerhalb der Rektorenkonferenz. «Es wurde sehr viel Geschirr zerschlagen», sagt ein Insider. Und weil die Rektoren der gewerbliche-industriellen Schulen untereinander nicht einig sind, war es der Rektorenkonferenz auch nicht möglich, im Rahmen der Vernehmlassung eine gemeinsam Stellungnahme abzugeben.

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