Es sind mehrere Faktoren, welche den Hallwilersee zu einem Sanierungsfall gemacht haben.
Einerseits ist es seine geografische Lage, erklärt Arno Stöckli, Gewässerschutz-Experte beim Kanton Aargau: «Der Hallwilersee ist windgeschützt, der Wind fehlt als Antrieb für eine natürliche Zirkulation». Dazu kommt der langsame Wasseraustausch im See: «Das Wasser bleibt im Schnitt 3 bis 4 Jahre im See».
Auf der anderen Seite spielt der Mensch eine grosse Rolle. Mit dem Bau der Seetalbahn wurde das Gebiet um den See dichter besiedelt und auch landwirtschaftlich intensiver genutzt: «Der See wurde überdüngt», erklärt Arno Stöckli.
Arno Stöckli ist «Mister Hallwilersee»
Arno Stöckli beschäftigt sich schon seit Beginn der Sanierung mit dem Hallwilersee. Bereits beim Start der Belüftung vor beinahe 30 Jahren hat er den Zustand des Sees überwacht. Nun zieht er eine positive Bilanz: «Der See ist heute in einem unerwartet guten Zustand». Besonders die Düngerbelastung sei gesunken.
Reduzierte Belüftung mit Sauerstoff
In den 1970er-Jahren wurde der See noch mit mindestens 16 Tonnen Phosphor pro Jahr belastet. Heute sind es durchschnittlich nur noch rund 3 Tonnen pro Jahr. Zu diesem Erfolg beigetragen haben strenge Massnahmen in der Landwirtschaft:
- reduzierte Phosphatdüngung
- effizientere Düngungsmethoden
- erweiterte Pufferstreifen entlang der Ufer
Dank der abnehmenden Düngerbelastung konnte die Zufuhr von Sauerstoff in den Sommermonaten reduziert werden. In den letzten 10 Jahren konnte man die Menge des eingebrachten Sauerstoffs von 600 Tonnen auf rund 200 Tonnen pro Jahr senken. Arno Stöckli wertet dies als positives Zeichen.
Daneben gibt es aber immer noch Probleme. Die Vermehrung der Felchen ist immer noch stark beeinträchtigt. Felchen lassen ihre Eier auf den Seegrund absinken. Da dieser immer noch schlammig und sauerstoffarm ist, können sich dort aber nur wenige Eier entwickeln. Felchen müssen immer noch vom Menschen gezüchtet werden.
Wie weiter?
Arno Stöckli ist überzeugt, dass die Belüftung im Sommer dereinst gestoppt werden könne: «Im Winter werden wir dem See aber auch künftig eine Zirkulationshilfe bieten müssen». Dafür wird grobblasige Druckluft in den See gepresst, welche das Wasser in Bewegung versetzt.
Dass der See in Zukunft ganz ohne künstliche Unterstützung existieren könne, daran zweifelt Arno Stöckli.
30 Jahre Belüftung
Einerseits aufgrund der windgeschützten Lage des Sees, andererseits aber auch wegen der Klimaveränderung, betont Arno Stöckli: «Die zunehmend milderen Winter behindern eine natürliche Zirkulation des Seewassers».