Egerkingens Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi spricht von einem positiven Effekt, dem man sich zunächst nicht bewusst gewesen sei. Gemeinden, welche Standort eines Asyl-Zentrums werden, werden im Gegenzug vom Kanton bei der Zuteilung von Asylbewerbern entlastet.
Im Fall von Egerkingen sieht die Rechnung wie folgt aus: Eigentlich müsste die Gemeinde 12 Asylbewerber aufnehmen. Im Asyl-Zentrum Fridau sind derzeit aber 80 Personen untergebracht. Die Hälfte davon, also 40, wird der Gemeinde an ihr Aufnahmesoll angerechnet.
Mit diesem «Vorsprung», wie es Gemeindepräsidentin Bartholdi nennt, könnte Egerkingen Handel betreiben, die Gemeinde könnte ihren Überschuss von jährlich 28 Asyl-Plätzen an andere Gemeinden verkaufen.
3 Jahre Zentrum, 7 Jahre Ruhe
Egerkingen hat sich allerdings für einen anderen Weg entschieden. Die Gemeinde spart den Überschuss für sich selber. Die Folge: Wenn das Asyl-Zentrum in der Fridau geschlossen wird, muss Egerkingen mehrere Jahre lang keine Asylbewerber mehr aufnehmen.
Drei Jahre wird das Asyl-Zentrum in Betrieb sein. In dieser Zeit wird sich Egerkingen einen Vorsprung von 84 Asyl-Plätzen erarbeitet haben. Bei einem Aufnahmesoll von 12 Asylbewerbern dauert es also mindestens 7 Jahre, bis Egerkingen effektiv wieder Asylbewerber aufnehmen muss.
Deitingen hofft auf die Solidarität anderer Gemeinden
Das Asyl-Zentrum, das zwischen Deitingen und Flumenthal gebaut werden soll, ist noch viel grösser als jenes in Egerkingen. Geplant ist ein Zentrum für bis zu 250 Personen. Da müsste es für die beiden Standortgemeinden also möglich sein, viel Geld mit dem Handel von Asyl-Plätzen zu machen.
Deitingens Gemeindepräsident Bruno Eberhard hat sich dazu noch keine Gedanken gemacht. Zunächst wolle man weiter gegen das geplante Zentrum kämpfen. Dass Deitingen später von anderen Gemeinden eine Abgeltung verlangt, sei aber denkbar. «Wir hoffen, dass hier eine gewisse Solidarität spielen wird.»
Profiteure warten ab
Zu den Profiteuren eines Asyl-Zentrums bei Deitingen gehören Gemeinden wie Derendingen, Langendorf, Bellach oder Etziken. Der Kanton hat angekündigt, wegen der Grösse des Zentrums sämtlichen Gemeinden in den Sozialregionen, zu denen Deitingen und Flumenthal gehören, keine Asylbewerber mehr zuzuweisen.
Derendingens Gemeindepräsident Kuno Tschumi hat am Montag erstmals von dieser Kompensation gehört. Er kann sich vorstellen, dass Deitingen sich noch bemerkbar machen und eine Abgeltung verlangen wird. Das müsse man diskutieren, sagt Tschumi.
Gleich äussert sich Hans-Peter Berger, Gemeindepräsident von Langendorf und Präsident der Sozialregion Mittlerer und Unterer Leberberg. Die Forderung könne man diskutieren. Noch sei ja aber nichts offiziell.