«Oberaargau? Das ist im Kanton Aargau. Oder war's Solothurn?» Das sagen nicht nur Ortsunkundige, sondern auch jene, die im Kanton Bern wohnen, wo der Oberaargau zu Hause ist. Eine Umfrage in der Hauptstadt Bern zeigt: Der Oberaargau ist auch 600 Jahre nach dem Wechsel vom Aargau nach Bern noch lange nicht jedem ein Begriff. Und auch Aargauer haben Mühe beim Zuordnen, wie eine andere Umfrage zeigt.
Davon kann auch der Oberaargauer Historiker und Langenthaler Stadtchronist Simon Kuert ein Lied singen. «Vor kurzem realisierte eine Berner Tageszeitung eine Beilage zum Thema ‹made in bern›. Dabei vergass die Redaktion die Region Oberaargau», erzählt Kuert dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. Darauf angesprochen entschuldigte sich die Redaktion, erklärte aber, man könne niemanden dorthin schicken, um das zu korrigieren.
Das regt mich schon auf, dass der Oberaargau ständig vergessen wird.
Warum wird der Oberaargau immer wieder vergessen? Für Kuert liegt das zu einem grossen Teil am Begriff, in dem das Wort Aargau vorkommt. Auch viele Berner Politiker würden deshalb den Oberaargau häufig vergessen. In der Region wurde auch schon über eine Namensänderung diskutiert, zu Stande kam diese aber nie.
Eine Region auf der Suche
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«Der Oberaargau ist aber in der Identitätsfindung», erklärt Kuert. So werde das Oberaargauer Lied aus dem Jahre 1946 heute stärker ins Bewusstsein der Oberaargauer gebracht. Und Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Pedro Lenz würden als Botschafter des Oberaargaus fungieren. Lenz stammt ursprünglich aus Langenthal.
Dass sich der Oberaargau in den vergangenen Jahrhunderten nicht positionieren konnte und immer noch als Randregion gilt, habe auch mit Langenthal zu tun, erklärt Historiker Kuert. «Langenthal war bis in den 1990er Jahren ein Dorf und konnte sich nicht behaupten gegen andere Städte.» Sogar das nur 15 Kilometer weit entfernte Zofingen im damaligen Unteraargau konnte sich als Stadt besser positionieren als Langenthal.
Was wäre wenn?
Würde der Oberaargau hingegen heute zum Aargau gehören, so wäre zumindest die wirtschaftliche Bedeutung der Region aus der Sicht von Simon Kuert grösser. «Zusammen mit Zofingen hätte diese Region eine starke Position im Schweizer Markt einnehmen können», glaubt Kuert und hält fest, dass Langenthal aber auch so schon ein wichtiges Standbein für die Berner Wirtschaft sei.
Das streicht auch Hans-Jürg Käser hervor. Der ehemalige Langenthaler Stadtpräsident ist heute Regierungsrat des Kantons Bern, in diesem Jahr gar Regierungspräsident. Es sei «beschämend», dass der Oberaargau wie im oben erwähnten Beispiel der Zeitungsbeilage heute noch derart vergessen werde.
Oberaargau braucht die Werbetrommel
Man dürfe aber auch nicht müde werden, die Werbetrommel für den Oberaargau zu rühren. Denn: «Die Oberaargauer sind ein Menschenschlag, der etwas zurück haltend ist und sich manchmal gar ein bisschen versteckt.»
Auch politisch hat es einige Jahre gebraucht, bis der Oberaargau seinen Platz gefunden hat. Mit Käser als Sprachrohr der Region im Berner Regierungsrat habe die Region nun aber das erhalten, was lange Zeit ein bisschen gefehlt hat, glaubt Simon Kuert.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)