Das Problem habe bereits vor einigen Jahren angefangen, sagt Patrick Müller: «Ich habe meinen Stall erweitert.» Dabei habe er mehr Armierungseisen und mehr Gatter aus Metall einbauen müssen. Und diese stünden nun unter Strom.
Wie ist das möglich? Aufgrund der hohen Spannungen der nahen Stromleitungen entstehen starke Magnetfelder. Durch Induktion fliesst im Stall dann Strom, so die Erklärung von Patrick Müller. Alle anderen möglichen Ursachen seien ausgeschlossen.
Die Netzbetreiberin Swissgrid sieht das natürlich anders. Mittels einer gross angelegten Messkampagne in Müllers Stall wollte sie beweisen, dass Müllers Problem nichts mit den Starkstromleitungen zu tun hat. Zu den Ergebnissen der Messkampagne will Swissgrid jedoch gegenüber Radio SRF keine Stellung nehmen: «Laufendes Verfahren», so die Begründung.
Allerdings hätten die Untersuchungen gezeigt, so Bauer Patrick Müller, dass in seinem Stall auch Kriechströme fliessen, wenn seine eigene Stromversorgung abgeschaltet ist. Solche Kriechströme müssten demnach von der Starkstromleitung kommen.
Forschung weiss wenig
Bezüglich Elektrosmog steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen, vor allem wenn es um die Auswirkungen von Elektrosmog auf Tiere geht. Die Uni Zürich untersuchte vor Jahren einen Hof, auf welchem besonders viele blinde Kälber zur Welt kamen.
Es wurde vermutet diese Häufung habe etwas mit einer nahegelegenen Mobilfunkantenne zu tun. Was die Auswirkungen von Starkstromleitungen auf Kühe betrifft, gibt es aber noch keine gesicherten Erkenntnisse.
Klar scheint aber, dass Nutztiere sensibler auf Elektrosmog reagieren, da ihr Bewegungsradius nicht sehr gross ist. Gibt es ein Problem in einem Stall sind die Kühe davon besonders betroffen. Eine Beobachtung, die auch Patrick Müller aus Lengnau macht. Im Sommer, wenn die Kühe viel auf der Weide sind, sei das Problem weniger gross.
Existenzangst
Für Patrick Müller ist der Elektrosmog auch wirtschaftlich eine Bedrohung: «Meine 60 Kühe geben weniger und manchmal auch qualitativ schlechtere Milch». Zudem sei das Risiko von Infektionen am Euter grösser. Die Kühe müssten dann mit Medikamenten behandelt werden.
Aber nicht nur das: Das Melken ist für Patrick Müller schwieriger geworden. Die Kühe gehen nicht mehr freiwillig zur Melkmaschine – und in der Melkmaschine verhalten sie sich unruhig.