Früher wurde hier Konfitüre produziert, künftig wird hier modern, nachhaltig und energieeffizient gewohnt, gelebt und gearbeitet. Das neue Quartier in Lenzburg entsteht gleich neben dem Bahnhof, auf dem Gelände des Konfitüren-Produzenten Hero. Dieser ist an den Stadtrand in einen Neubau gezogen. Deshalb sind total 62'000 Quadratmeter frei, um einen neuen Stadtteil zu realisieren. «Im Lenz» heisst das Quartier. Es gilt seit Donnerstag offiziell als «2000-Watt-Areal». Das Label vergibt Energie Schweiz, ein Förderprogramm des Bundes.
Auf dem sechs Hektar grossen Areal entstehen unter anderem Mietwohnungen, ein Altersheim, Büroflächen, ein öffentlicher Park, ein Biotop, usw. Im Quartier fahren keine Autos, der Langsamverkehr wird gefördert. Zum Teil werden die alten Hero-Liegenschaften im neuen Quartier eingebettet. Das augenfällige, dreieckförmige Dach der ehemaligen Lagerhalle beispielsweise, bleibt im neuen Gewerbe- und Geschäftsgebäude bestehen.
«Die Durchmischung macht das Quartier lebendig»
Die erste Bauetappe läuft. Bauherr ist die Bernische Pensionkasse. Realisiert wird das Grossbauprojekt vom Totalunternehmer Losinger Marazzi AG. René Bäbler, Spezialist für nachhaltiges Bauen bei Losinger Marazzi, freut sich über das «2000-Watt-Label». Dieses wurde am Donnerstag offiziell übergeben.
«Ein solches Quartier ist enorm lebendig. Wichtig ist bei einem solchen Areal die gute Durchmischung, sozial, aber auch eine Mix aus Wohnen, Arbeiten, Erholen. Zudem muss die gute Mobilität gegeben sein» sagte Bäbler im Gespräch mit dem Regionaljournal.
Vom Ideal zum Baustandard?
Die 2000-Watt-Gesellschaft ist eine Idee, ein Konzept, das in den 90er-Jahren definiert wurde. Die Überlegung: wenn man den damaligen Energieverbrauch der Erde durch die Anzahl Bewohner teilt, erhält man einen Durchschnitt von 2000-Watt. Die Idee damals war ein Klimaziel. Der Begriff wurde unterdessen weiterentwickelt.
Beim Bau ist man in Sachen 2000-Watt-Gesellschaft am weitesten. Hier gibt es Normen und Zahlen, an denen sich Bauherren orientieren können
Persönlichen Verbrauch berechnen
«In einem 2000-Watt-Areal zu wohnen reicht noch lange nicht, um als 2000-Watt-Person zu gelten». Dies sagt Heinrich Huber. Er ist Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz und dort für Energie- und Umwelttechnik zuständig. «2000-Watt-Gesellschaft, das betrifft die Bereiche Bau, Wohnen, Mobilität, Nahrung, Kleidung, usw. (....) Momentan ist ein Aargauer oder Solothurner bei rund 6400 Watt angelangt.» Der Weg ist also noch weit.
Vor allem bei der Mobiltät sind Schweizerinnen und Schweizer noch weit davon entfernt. «Bauen nach 2000-Watt-Idealen ist zudem nicht so schwierig. Nun gilt es bei alten Häusern zu überlegen, wie man dies umsetzen könnten», so Huber im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn.