Seit einigen Tagen brodelte in Baden die Gerüchteküche. Alt-Stadtrat Peter Conrad von der CVP sprach sich in einem Leserbrief im Badener Tagblatt für eine Kandidatur des SP-Politikers Erich Obrist aus.
Dieser eigne sich besser als der offizielle SP-Kandidat Jürg Caflisch, der klar weiter links politisiert. Caflisch war am 2. Juli von seiner Partei nominiert worden, Obrist unterlag knapp.
Wilde Kandidatur auf den letzten Drücker
Am Donnerstag gab Obrist nun tatsächlich seine Kandidatur und den sofortigen Austritt aus der SP bekannt. Einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist für die Stadtratswahlen. Der Parteiaustritt erfolge, um eine «interne Zerrreissprobe zu vermeiden», wie er es ausdrückt. Per Ende September tritt Erich Obrist zudem aus dem Badener Einwohnerrat aus.
Die SP Baden war mir Heimat. Ich habe viel Positives, aber auch Schwieriges erfahren und bin dankbar für beides.
Obrist betont in einer schriftlichen Erklärung, dass er von verschiedenen Seiten zur Kandidatur ermutigt wurde. Er kandidiere, «weil ich willens bin, mich aktiv für die Stadt Baden einzusetzen und auch überzeugt bin, dass ich das kann.»
SP reagiert enttäuscht
Mit Obrists Kandidatur könnte sich das linke Lager in zwei Hälften spalten. Dies würde den Bürgerlichen helfen, die sich offiziell geschlossen hinter den Kandidaten der FDP, Mario Delvecchio, stellen.
Wir sind enttäuscht und müssen nun viele Diskussionen führen.
Die Co-Präsidentin der SP Baden, Selena Rhinisperger, bezweifelt jedoch gegenüber Radio SRF, dass Obrist automatisch Stimmen bei den Linken machen wird: «Ich denke, dass viele Leute Erich Obrists Handeln nicht schätzen. So könnte er Stimmen verlieren, die er bei einer Nomination erhalten hätte. Von daher könnte ich mir vorstellen, dass er eher eine Gefahr für Mario Delvecchio werden könnte.»
Von Erich Obrists Verhalten ist Selena Rhinisperger enttäuscht. Der Entscheid des 55-Jährigen dürfte in den nächsten Tagen nicht nur bei der SP, sondern bei allen Badener Parteien für einige Diskussionen sorgen.