Wir wollen Aarau als Museumshaupstadt der Schweiz etablieren.
Mit dem Stadtmuseum Aarau bekommt die Kantonshauptstadt nach dem Kunstmuseum und dem Naturama ein drittes zeitgemässes Ausstellungsgebäude. «Wir wollen Aarau als Museumshaupstadt der Schweiz etablieren», hiess es bei der Medienpräsentation am Donnerstag von Seiten der politischen Vertreter.
Das bisherige Museum im Schlössli genannten Steinturm aus dem 13. Jahrhundert und seinem kleinen Anbau aus dem 18. Jahrhundert war keine Zierde. Seit Anfang der 1990-er Jahre liefen deshalb Bestrebungen, das Image des Museums mit einer Erweiterung und einer Modernisierung zu entstauben.
Auf der Ostseite geplant - auf der Westseite realisiert
2006 wurden fünf Architekturbüros eingeladen, den Neubau auf der terrassenartigen Ostseite zu planen. Das Basler Architekturbüro Diener + Diener schlug entgegen den Vorgaben vor, den Erweiterungsbau auf der Westseite zu platzieren, wo sich der Garten des Hauses «zur Münz» mit einer 120 Jahre alten Sequoia befand.
Dieses Konzept wurde dann nicht zuletzt in die Tat umgesetzt, weil damit der alte und der neue Teil mit einem einzigen Treppenhaus erschlossen werden konnten. So entstand ein kubusartiger Anbau, der drei grosse Stockwerke umfasst. Jede der drei grossen Etagen ist verbunden mit jeweils zwei Stockwerken des Altbaus.
Die Front des Neubaus auf dem leicht abfallenden Schlossplatz zieren 134 lebensgrosse Figuren auf Betonplatten. Sie stammen vom St. Galler Künstler Josef Felix Müller. Er hatte die Figuren auf Holzplatten, die von der gefällten Sequoia stammten, eingraviert. Daraus wurden Matrizen und in einem zweiten Teil Betonplatten gegossen, die zum riesigen Fassadenbild zusammengehängt wurden.
Künftig auch Wechselausstellungen möglich
Die neuen Räume ermöglichen dem Stadtmuseum nun auch die Präsentation von Wechselausstellungen. Die erste heisst «Demokratie! - Von der Guillotine zum Like-Button».
Aufgezeigt wird darin, dass es zum Thema Demokratie je nach Generation verschiedene Blickwinkel gibt. Fortan will das Stadtmuseum jedes Jahr eine neue Wechselausstellung zeigen.
Uns ist sehr wichtig, dass die Besucher selber ein Teil der Geschichte werden und partizipieren können.
Auch in den 20 historischen Museumsräumen kehrt nach der Sanierung neues Leben ein. Die neue Dauerausstellung «100 x Aarau» erzählt die Geschichte von 100 Aarauerinnen und Aarauern aus sieben Jahrhunderten. Jedes dieser Leben wird mit Objekten illustriert. Am Schluss der Ausstellung werden die Ausstellungsbesucher und -besucherinnen fotografiert. Ihr Bild wird in die historische Porträtgalerie eingespielt. So werden die Besucher selber Teil der Geschichte.
Neubau und Sanierung haben 14 Millionen Franken gekostet. Das Stimmvolk hatte den Kredit 2009 angenommen, als es Aarau finanziell noch besser ging. Bürgerliche Politiker kritisieren heute noch, dass das Projekt zu luxuriös, zu teuer sei. Würde sich Aarau auch heute noch ein 14-Millionen-Kunsthaus leisten? Stadtpräsidentin Jolanda Urech ist sich nicht sicher. «Der Kredit würde beim Stimmvolk sicher nicht mehr so glatt durchgewunken werden».