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Blaue, mit Wasser gefüllte Becken mit diverser Messapparatur
Legende: In diesen Becken werden die kleinen Zander gefüttert: Von 10 Gramm bis auf 1,3 Kilogramm in einem Jahr. Maurice Velati/SRF

Aargau Solothurn Frischer Fisch direkt vom Hof: Bauern gegen Behörden

Ein Bauer im Freiamt sorgte im Sommer für Schlagzeilen: In einem ausgedienten Kuhstall wollte der Bauer eine Fischzucht einrichten. Doch die Aargauer Behörden verweigerten die Baubewilligung. Nun wird die Fischzucht offenbar trotzdem gebaut. Denn die Regelung scheint absurd.

Der Milchpreis zerfällt, das Schweinefleisch wird immer günstiger: Schweizer Bauern suchen deshalb nach Alternativen. Eine Möglichkeit wäre die Fischzucht. Bernhard Kaufmann aus Klingnau bietet mit seiner Firma komplette Anlagen für die Zucht des relativ teuren Speisefisches Zander. Er wittert für die Zukunft ein grosses Geschäft.

Denn: Schweizerinnen und Schweizer essen immer mehr Fisch. Über 95 Prozent davon kommen aktuell aus dem Ausland. Grossverteiler und Konsumenten setzen aber immer mehr auf einheimische Produktion.

«Die Fischzucht passt zur Landwirtschaft», ist Kaufmann auch deshalb überzeugt. Ideal wäre die Nutzung von überflüssigen Stallungen. Denn der Zander will kaum Licht. Notwendig ist Wasser, das auf vielen Höfen im Überfluss vorhanden ist. Und den Fischdung könnten die Bauern auf ihren Feldern als Gülle verwenden, erklärt Kaufmann. Dazu komme: «Bauern können mit Tieren umgehen», ist Kaufmann überzeugt.

Fische sind keine «Nutztiere»?

Das Geschäft sollte also brummen, es stockt aber. Schuld daran ist eine Verordnung aus Bern. Sie definiert, dass Fische keine Nutztiere seien. Und nur Nutztiere darf man gemäss Raumplanungsgesetz in einer Landwirtschaftszone halten. Das heisst: Fische im ehemaligen Schweinestall sind zonenrechtlich nicht erlaubt.

Im Kanton Luzern machen die Behörden Ausnahmen (siehe Video) und berufen sich auf einen Unterartikel im Gesetz, der den Bauern unter Auflagen eine Nutzung «ohne sachlichen Bezug» zur Landwirtschaft erlaubt. Nicht so im Aargau, hier sei es «ein steiniger Weg», sagt Kaufmann.

Immerhin: Aktuell fordert ein hängiger Vorstoss im Parlament, dass die Behörden sich «grosszügiger» zeigen sollen. Die Regierung muss auf diesen Vorstoss noch antworten.

Freiämter Bauer kann trotzdem Fischzüchter werden

Ausgelöst wurde die politische Diskussion im Sommer dieses Jahres durch den Fall eines Freiämter Bauern. Er hatte seine Kühe verkauft und wollte im Stall eine Fischzuchtanlage von Bernhard Kaufmann installieren. Die Geräte waren bereits gekauft. Doch dann verhinderte der Kanton das Bauvorhaben, was der Bauer publik machte.

Tierschutz

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Zanderzucht in Kreislaufanlagen ist laut Schweizer Tierschutz «akzeptabel». Die Zander mögen Dunkelheit und Wärme. Die Beckenformen der Firma Tegatec kommen dem natürlichen Verhalten der Fische entgegen. Die Organisation «fair fish» gibt sich skeptischer. Man wisse noch zu wenig über die natürlichen Bedürfnisse der Zander.

Inzwischen habe aber auch dieser Bauer auf Fischzucht umgestellt, erklärt Bernhard Kaufmann gegenüber Radio SRF. «Was hat er getan? Er ist in die Bauzone gegangen und hat dort eine Tiefgarage angemietet. Dort konnte er die Fischzucht ohne Probleme installieren und hat sofort die notwendige Bewilligung erhalten.»

Eine weitere Anlage wird Kaufmann demnächst in Erlinsbach installieren und in Betrieb nehmen. Auch dort sei der Landwirtschaftsbetrieb nicht in einer Landwirtschaftszone, sondern in einer Bauzone. Deshalb sei die Bewilligung für die Fischzucht kein Problem. Kaufmann findet diese Regelung etwas «schizophren». Er glaubt fest daran, dass die Politik handeln wird.

«Diese Aqua-Kulturen sind etwas Neues für die Schweiz», zeigt sich Bernhard Kaufmann verständnisvoll. Die Behörden müssten sich daran wohl erst gewöhnen. Bis dahin gilt: Zander züchten darf nur, wer zonenkonform ist. Die Fischzucht ist also (noch) keine generelle Lösung für verwaiste Stallungen.

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