Im AKW Beznau mussten diesen Frühling die Deckel der Reaktordruckbehälter ausgetauscht werden. Zusammen mit anderen Investitionen kostet dies die Axpo rund 700 Millionen Franken.
Kürzlich gab Axpo bekannt, dass Reaktor 1 bis mindestens Ende Oktober ungeplant stillstehen wird wegen neuer Prüfarbeiten und Messungen am Reaktorblock. Dem zweiten Meiler stehen diese Arbeiten, der Stillstand und damit der Ausfall der Stromproduktion auch noch bevor.
Wie rentabel ist Beznau noch?
Wegen all dieser Arbeiten, Revisionen und zusätzlichen Prüfungen kann die Axpo für längere Zeit weniger oder gar keinen Strom aus Beznau-Produktion verkaufen, muss gleichzeitig aber viel Geld ins Kraftwerk investieren. Ob sich diese Investitionen und damit der Weiterbetrieb des Kraftwerks noch lohnt ist umstritten, die Meinungen dazu gehen auseinander.
Wie viel Geld die Axpo mit dem AKW Beznau verdient, gibt das Unternehmen nicht preis. Die atomkritische Schweizerische Energiestiftung SES geht aber davon aus, dass das Kraftwerk nicht mehr rentiert: «Unsere These ist, dass das AKW Beznau heute keinen Gewinn mehr abwirft, und dass sich die Situation in den nächsten zehn Jahren – bei diesen Strompreisen – nicht verbessern wird», sagt Jürg Burri, Geschäftsleiter der Energiestiftung.
Dieser Aussage widerspricht Antonio Sommavilla, Mediensprecher der Axpo: «Gegenwärtig sind die Strompreise wirklich unter Druck. Aber wir gehen davon aus, dass sie sich mittelfristig wieder erholen. Es ist so, dass wir die aktuellen Investitionen mit einem Blick auf einen längeren Betrieb weit über 2020 hinaus tätigen.»
Experte zweifelt an Wirtschaftlichkeit
Rolf Wüstenhagen ist Professor an der Universität St. Gallen (HSG) und Experte für Stromfragen und damit für Strompreise. Für ihn gibt es zwei mögliche Erklärungen wieso die Axpo das AKW nicht abschalten will. Die Rentabilität stehe dabei sicher nicht im Vordergrund.
Würde die Axpo das AKW Beznau freiwillig abstellen, könnte sie keine Schadenersatzforderungen mehr stellen.
«Auf der einen Seite ist es für die Axpo schwierig einzugestehen, dass diese Technologie betriebswirtschaftlich keine Zukunft hat. Andererseits gibt es im Moment einen politischen Entscheidungsprozess, da kann der Weiterbetrieb auch Teil der Verhandlungsmasse sein. Wenn die Axpo von sich aus sagen würde, dass es nicht mehr rentiert, könnte sie bei einem allfälligen Ausstiegsentscheid keine Schadenersatzforderungen mehr stellen», erklärt Wüstenhagen seine Sicht.
Betreiberin Axpo kontert die Vorwürfe
Auch den Aussagen des Strommarktexperten widerspricht die Axpo. Der Weiterbetrieb sei kein politischer Entscheid, man wolle einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Zudem mache es keinen Sinn eine Anlage vom Netz zu nehmen die gut produziere und sicher sei.
Im Gegensatz zur Axpo hat die bernische BKW entschieden ihr Atomkraftwerk vom Netz zu nehmen. So soll das AKW Mühleberg ab 2019 keinen Strom mehr produzieren. Das AKW Beznau hat hingegen noch eine unbefristete Betriebsbewilligung.