Spuren jüdischen Lebens in Endingen und Lengnau
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Bild 1 von 8. Die Synagoge von Lengnau wurde von 1845 bis 1847 gebaut. Sie dominiert mit ihrer Schaufassade den Dorfplatz. Das Gebäude markiert das Selbstbewusstsein der erstarkten jüdischen Gemeinde, die im Eröffnungsjahr auf 500 Personen angewachsen war. Ein hoch aufsteigender Bogen verbindet den Haupteingang mit dem Mittelfenster. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 2 von 8. Das Innere der Synagoge in Lengnau. Bildquelle: SRF/Bruno von Däniken.
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Bild 3 von 8. Die Synagoge Endingen wurde zwischen 1850 und 1852 nach Plänen von Joseph Caspar Jeuch errichtet. Das streng klassizistisches Bauwerk weist einzelne maurische Elemente auf und steht als Kulturgut von nationaler Bedeutung unter Denkmalschutz. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 4 von 8. Jüdisches Haus in Endingen. Charakteristisch sind die zwei Eingänge. Juden und Christen durften unter einem Dach leben, aber nicht den gleichen Eingang benutzen. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 5 von 8. Ein jüdisches Tauchbad, Mikwe, in Endingen. Im Erdgeschoss befand sich das rituelle Tauchbad der jüdischen Gemeinde. Das Bad bestand aus einem Umkleideraum und einem engen, tiefen Becken, zu dem Stufen hinunterführen. Das Becken ist bis heute erhalten geblieben. Es ermöglicht das vom Ritus verlangte vollständige Untertauchen. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 6 von 8. Franz Laube, Dorfhistoriker von Lengnau, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Juden im Surbtal. Er hat auch mitgewirkt am Jüdischen Kulturweg Endingen–Lengnau. Schautafeln in beiden Gemeinden dokumentieren die Geschichte der jüdischen Gemeinschaften. Bildquelle: SRF/Bruno von Däniken.
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Bild 7 von 8. Eingang zum jüdischen Friedhof im Surbtal: Das Areal liegt auf halber Distanz zwischen den beiden «Judendörfern» Lengnau und Endingen und hat einen Endinger und einen Lengnauer Eingang. Es ist der älteste jüdische Friedhof der Schweiz. Er hat rund 2700 Gräber, es finden immer noch Bestattungen statt. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 8 von 8. Der jüdische Friedhof zwischen Endingen und Lengnau: 1750 erhielten die Surbtaler Juden die Erlaubnis, Land für einen Friedhof zu kaufen. Vorher mussten sie ihre Toten im Niemandsland auf einer Rheininsel bei Koblenz bestatten. Gemäss jüdischer Kultur ruhen die Verstorbenen bis zum Tag der Auferstehung. Das heisst, die Gräber werden nie aufgehoben. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
Seit vier Jahrzehnten erforscht Franz Laube die Lengnauer Dorfgeschichte und damit auch die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft im Surbtal. Nach dem Mittelalter seien die Schweizer Juden von der Eidgenossenschaft in die Untertanengebiete verdrängt worden – zum Beispiel in die Grafschaft Baden. Im 17. Jahrhundert durften sie sich nur noch dort niederlassen.
Die Wahl der jüdischen Bevölkerung fiel auf Lengnau, weil die Gemeinde für sie günstig gelegen war. Im Norden befindet sich Zurzach, welches lange Zeit ein europäisch bedeutender Handelsplatz war. Den Juden war es verboten, anderen Tätigkeiten als dem Handel nachzugehen. Im Süden befindet sich die Stadt Baden, ebenfalls ein ehemals wichtiger Warenumschlagsplatz und Tagsatzungsort der Eidgenossen.
Mit der Zeit wuchs die jüdische Gemeinschaft in Lengnau, sie breitete sich auf das Nachbardorf Endingen aus. Es entstanden Synagogen, jüdische Schulen und Gaststätten. Die Bevölkerung habe sich gut mit ihren jüdischen Mitbewohnern arrangiert, so Dorfhistoriker Laube, man habe sich gegenseitig unterstützt. Auf dem Höhepunkt der jüdischen Bevölkerung im Surbtal lebten rund 1500 Juden in Lengnau und Endingen.
Die Volksabstimmung von 1866
Im 19. Jahrhundert begannen einige Kantone die Niederlassungsfreiheit zu lockern. Sie erlaubten Juden unter bestimmten Bedingungen, auf ihrem Gebiet zu wohnen. Zudem bildeten sich vor allem in Basel und Genf grössere Gemeinden ausländischer Juden. Sie hatten den Status als Ausländer und konnten sich darum frei niederlassen.
Der gewichtigste Grund, weshalb es 1866 aber zur Volksabstimmung zur Verfassungsrevision kam, war laut Franz Laube aber wirtschaftlicher Natur. Mächtige Staaten drängten die Eidgenossenschaft dazu, der jüdischen Gemeinschaft die gleichen Rechte zuzugestehen wie dem Rest der Bevölkerung. Vor allem Frankreich sei treibende Kraft gewesen.
Das Resultat der Abstimmung vom 14. Januar fiel knapp aus. Rund 53 Prozent und eine kleine Mehrheit der Stände stimmte allerdings für die Gleichberechtigung der Juden.
Zeitzeugen der Juden im Surbtal
In den Gemeinden Lengnau und Endingen finden sich heute noch zahlreiche jüdische Bauten. In beiden Dörfern stehen Synagogen und jüdische Badehäuser. Zudem sind mehrere jüdische Wohnhäuser erhalten geblieben, charakterisiert durch zwei Eingänge, welche direkt nebeneinander liegen – je einer für die jüdischen Bewohner, und einer für die eidgenössischen Bauherren. Juden durften lange Zeit keine eigenen Häuser besitzen.