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Visualisierung Bauprojekt
Legende: Ein Tunnel soll künftig direkt ins Bünztal führen und die Kreuzung entlasten. Dafür braucht es aber viel Land und Geld. zvg

Aargau Solothurn Kampf gegen Stau - oder gegen Landverschwendung

Die Aargauer Stimmberechtigten entscheiden am 3. März über ein Strassenbauprojekt. Es hat zwar nur regionale Bedeutung, weist aber kostenmässig kantonale Dimensionen auf. Entschieden wird über die Entflechtung des Verkehrs im Gebiet Neuhof beim Autobahnanschluss in Lenzburg.

Der Autobahn-Anschluss in Lenzburg führt ins Seetal und ins Freiamt. In Spitzenzeiten bilden sich an der Kreuzung bei der Gewerbeschule lange Staus. Ein Mammut-Bauprojekt soll das Verkehrsproblem lösen. Die Stimmberechtigten des Kantons Aargau entscheiden darüber am 3. März.

Die Fronten im Abstimmungskampf sind klar: Für die einen ist das Bauprojekt dringend notwendig, um den Verkehr in den Griff zu bekommen. Die anderen findeas Projekt überrissen oder sogar überflüssig.

Teurer Unsinn oder nötig?

Studioszene
Legende: Thierry Burkart, FDP-Grossrat und Samuel Richner, EVP-Grossrat kreuzen die Klingen zum Thema Ausbau des Autobahnzubringers in Lenzburg. Dies mit Blick auf die Abstimmung vom 3. März. SRF

Zu ihnen gehört auch EVP-Grossrat Samuel Richner. Er weiss, dass es in der Region staut. So schlimm sei es aber nicht. Zudem sei nun die grosse Autobahn-Baustelle auf der A1 vorbei und der Stau nehme wieder ab.

FDP-Grossrat und TCS-Präsident Thierry Burkart kennt die Stauzeiten in der Region Lenzburg sehr gut. Er fahre oft auf dieser Strecke, sagt er im Gespräch mit dem Regionaljournal von Radio SRF. Und es habe zu viel Stau an dieser Stelle.

«27'000 Fahrzeuge sind zu viel»

Für Thierry Burkart ist klar: 27'000 Fahrzeuge verstopfen Bünztal und Seetal. Es müsse eine Lösung her, sagt der Vertreter des Ja-Komitees. Samuel Richner vom Nein-Komitee wiederum findet die Region rund um den Schlossberg Lenzburg sei schützenswert. Eine Spange über das Hero-Areal (Hornerfeld) sei schädlich für die Landschaft und deshalb unnötig.

Als Agro-Ingenieur könne er nicht hinter einem solchen Projekt stehen, so Richner weiter. So viel Kulturland mit neuen Strassen zu überbauen, das sei reine Verschwendung. Man könnte das Land für bessere Dinge nutzen.

Hat der Kanton Aargau zu wenig informiert?

Samuel Richner findet zudem, der Kanton habe schlecht informiert im Zusammenhang mit dem 75-Millionen-Franken-Projekt. Der Grosse Rat habe nicht alle Fakten gekannt. Nein, widerspricht Thierry Burkart: Das parlamentarische Verfahren sei korrekt abgelaufen.

Die Kosten dieses Projekts betragen 75 Millionen Franken. Damit soll die Kreuzung Neuhof so umgestaltet werden, dass die täglichen Staus künftig der Vergangenheit angehören. Über die von einer Lichtsignalanlage geregelte Kreuzung quälen sich heute pro Tag 27'000 Fahrzeuge. 22'000 davon benutzen die Achse zwischen der A1 und dem Bünztal.

Der Rest des Verkehrs zweigt Richtung Lenzburg und Seetal ab oder durchquert die Kreuzung aus diesen Regionen in Richtung A1. Wegen der hohen Verkehrsfrequenzen ist die ungesicherte Verzweigung Lindfeld, die genau zwischen dem A1-Anschluss und dem Knoten Neufeld liegt, zu einem kantonalen Unfallschwerpunkt geworden.

Tunnel soll Verkehr entflechten

Kernpunkt des Projekts ist ein 52 Millionen Franken teurer Tunnel, der die 22'000 Benutzer der Achse zwischen A1 und Bünztal kreuzungs- und signalfrei durch das Gebiet Neuhof lotst. Verkehrsprognosen sprechen bereits heute davon, dass diese Achse im Jahr 2025 von 26'000 Fahrzeugen täglich benutzt wird.

Im Rahmen der mehrjährigen Planung waren rund 20 Stossrichtungen und Varianten geprüft worden. Zur Diskussion standen zusätzliche Fahrspuren oder ein Grosskreisel, der auch den Knoten Lindfeld miteinbezogen hätte.

Der Aargauer Grosse Rat hatte dem Projekt am 4. Dezember 2012 mit 85 zu 40 Stimmen zugestimmt. SVP, FDP und grossmehrheitlich auch CVP/BDP waren für das Projekt, die Grünen und die SP sprachen sich dagegen aus. 41 Ratsmitglieder vor allem aus der linken Ratsseite ergriffen darauf das Behördenreferendum. Deshalb kommt die Vorlage nun vors Volk.

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