Die Reaktionen auf den politischen Vorstoss von FDP-Grossrat Johannes Jenny waren heftig –zum Teil sehr heftig. Er solle verrecken, schrieb jemand. Ein anderer: «Ich werde wegen dir nun losziehen und soviele Drecksvögel und Reptilien tot-treten, wie ich finden kann.»
Trotz der Hasstiraden sagt Johannes Jenny heute: «Ich glaube, jetzt geht etwas in der Sache, und es kommt zu einem guten Ende. Dann hat es sich gelohnt, Buhmann zu sein.»
Jenny ist optimistisch
Jenny fühlt sich von den Aargauer Tierärzten und dem Tierschutzverein bestätigt. Er habe von ihnen positive Rückmeldungen erhalten, schreibt Jenny in einem Mail an diverse Medien: «Tierärzteschaft und Tierschutz wären für Kastrationspflicht, Chippflicht und vielleicht sogar eine Katzensteuer zu haben, mit der ungedeckte Kosten finanziert werden».
Gegenüber Radio SRF ergänzt Jenny: «Ich hätte niemals gedacht, dass die für so etwas Hand bieten. Das wäre eine sehr gute und sehr vernünftige Lösung. Und wenn es dann keine Katzen-Abschüsse mehr braucht, wäre ich der erste, der applaudiert.»
Katzensteuer: «Nicht praktikabel»
Fragt man bei den Tierärzten und beim Tierschutzverein nach, tönt es weniger euphorisch. Man habe keinen Kontakt gehabt mit Johannes Jenny, sagt Astrid Becker, die Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins. Eine Kastrationspflicht fordere man schon lange, das sei nicht neu. Und eine Katzensteuer könne sich der Tierschutz nicht vorstellen, das sei nicht praktikabel.
Auch der Verein Aargauer Tierärztinnen und Tierärzte findet eine Katzensteuer keine gute Idee, sagt Präsident Peter Sandmeier auf Anfrage. Von Katzen-Abschüssen distanziert sich der Verein klar. Nur eine Kastrationspflicht wird von den Tierärzten unterstützt, und dass freilebende Katzen markiert werden, damit man die bereits kastrierten erkennt.
Hoffnung auf konstruktive Gespräche
Jennys Optimismus zum Trotz: Es bestehen also weiterhin grosse Differenzen zwischen dem Politiker und den Tierärzten und Tierschützern. Geteilt wird nur die Hoffnung, dass seine umstrittene Interpellation eine echte Diskussion in Gang bringen könnte. Denn dass streunende Katzen ein Problem sind, darin sind sich alle einig.
Die Tierärzte seien zu Gesprächen bereit, signalisiert Präsident Sandmeier. Und Astrid Becker vom Tierschutzverein sagt: «Ich würde es eigentlich gut finden, wenn ein paar Parteien an einen Tisch sitzen würden und mal überlegen würden, was man konstruktiv machen könnte. Aber eben mit Betonung auf konstruktiv.» Heisst: Nicht so, wie das Jenny mit seinem polarisierenden Vorstoss gemacht hat.