«Axpo verweigert Transparenz-Hearing zu Beznau», teilte Greenpeace am Donnerstag mit. Vor drei Wochen hatten die Umweltorganisation und weitere 40 Organisationen gefordert, dass sich der Energiekonzern einem öffentlichen Hearing mit Beteiligung unabhängiger Fachspezialisten stellen soll.
Die Energiekonzern erachte ein Hearing als «nicht zielführend», sagte Axpo-Sprecher Antonio Sommavilla auf Anfrage. Man informiere die Öffentlichkeit, sobald jeweils Meilensteine in den Untersuchungen und belastbare Aussagen vorliegen würden.
Es sei ein Anliegen des Konzerns, jederzeit offen und transparent zu informieren. Man verfasse Berichte an das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), die auch die Grundlage für die Kommunikation der Axpo seien.
Schönfärberei durch Axpo?
Greenpeace wirft dem Energiekonzern «sorgfältig gesteuerte Informations-Politik» vor. Axpo müsse sämtliche relevanten Berichte offenlegen. Die Bevölkerung habe ein Recht, alle Fakten zu kennen, wird Kampagnenleiter Christian Engeli in der Mitteilung zitiert. Es solle ein Bild gezeigt werden, das nicht durch die rosa Brille des Konzerns schöngefärbt sei.
Der Reaktor 1 des AKW Beznau steht seit März 2015 still. Bei Revisionsarbeiten wurden im Reaktordruckbehälter rund 925 Materialfehler entdeckt.
Es handelt sich um fehlerhafte Materialstellen mit einer Grösse von 5 bis 6 Millimetern. Nach bisherigen Erkenntnissen von Axpo entstanden die Materialfehler nicht während des Betriebs des Reaktors.
Die französische Herstellerfirma, das Schmiedewerk Creusot Forge, habe bereits 1965 bei der Prüfungen einen kleinen Einschlussfehler im Material festgestellt, sagte Mike Dost, Leiter des AKW Beznau, Anfang Mai vor den Medien. Der Einschluss sei eine Folge des Giessprozesses und der anschliessenden Verschmiedung.
Beznau 1 erst Ende 2016 wieder am Netz
Block 1 ist mit 47 Betriebsjahren der älteste kommerzielle Reaktor der Welt. Der Energiekonzern Axpo rechnet als Betreiber damit, dass der Reaktor Ende Jahr hochgefahren werden kann. Der Reaktor 2 in Beznau ist seit Ende 2015 nach dem Auswechseln des Deckels des Reaktordruckbehälters am Netz.
Axpo muss der Aufsichtsbehörde ENSI nachweisen, dass der Reaktor 1 sicher betrieben werden kann. Die Kosten für den Ausfall der Stromproduktion und für die aufwendigen Untersuchungen betragen gemäss Axpo bis Ende Jahr 200 Millionen Franken.