Seit 1997 sprengt Walter Weber Gebäude. Nach dem Wankdorf-Stadion in Bern brachte er zusammen mit seiner Firma im März 2013 auch das erste Schweizer Hochhaus zu Fall, den Sprecherhof in Aarau.
Mit 1500 Zündern und 75 Kilogramm Sprengstoff stürzte am 8. März um Punkt 2.10 Uhr das 45 Meter hohe Gebäude in Aarau zusammen. Die Anspannung davor sei da gewesen, erzählt Walter Weber im Regionaljournal Aargau Solothurn: «Man hat eine bestimmte Idee, wie es ausschauen soll. Dann ist man wie auf Nadeln, ob es auch so wird. Dazu kam, dass es quasi ein Heimspiel war. Es waren viele Leute da, die einem nahe stehen. Dann ist die Anspannung noch grösser.»
Sein Ritual vor jeder Sprengung sei der letzte Rundgang: «Die Stille, die dann herrscht, ist sehr faszinierend.»
«Sprengmeister ist kein destruktiver Beruf»
Die Faszination seines Berufs ist für Walter Weber nicht das Zerstören: «Es geht nicht um den Spass daran, ein Gebäude kaputt zu machen, damit es kaputt ist. Der Spass ist, die Kräfte so zu lenken, wie man es sich vorstellt. Ein Maximum an Ergebnis mit einem Minimum an Aufwand».
Webers grosser Traum ist es, einmal einen Berg zu sprengen. In Europa sei dies jedoch kaum mehr möglich.
Der richtige Umgang mit Feuerwerk will gelernt sein
Bei der Hochhaus-Sprengung in Aarau war der 48-Jährige der Mann der Stunde, stand im Rampenlicht und gab unzählige Interviews. Weber ist aber nicht nur Sprengmeister und Geschäftsführer der GU Sprengtechnik AG in Erlinsbach. Weber kümmert sich auch um den sicheren Umgang mit Feuerwerk. Regelmässig gibt er Kurse zu diesem Thema.
Der richtige Umgang auch mit handelsüblichem Feuerwerk wie simplen Vulkanen sei wichtig. Der Sicherheitsabstand von 20 bis 30 Metern müsse zwingend eingehalten werden, ansonsten könne es schlimme Unfälle geben.
Seinem vierjährigen Sohn werde er das Abfeuern von Feuerwerk jedoch sicher nicht verbieten, meint Walter Weber: «Wenn er Freude daran hat, möchte ich ihm zeigen wie es richtig geht. Der richtige Umgang ist wichtig.»
Walter Weber als «Künstler»?
Persönlich mag er grosse Feuerwerke, beispielsweise solche, die eine Art grosse goldene Trauerweide bilden. Gar nicht nach Walter Webers Geschmack sind dagegen laute Feuerwerke: «Das passt mir persönlich nicht, und auch die Tiere haben es nicht gern.» Gut organisierte, inszenierte Feurwerke dagegen hält er für sinnvoll, ja gar eine Kunst.
An Silvester gibt es bei Webers jedoch kein Feuerwerk. Ein ganz bewusster Entscheid: «Silvester gehört unserer Familie.» Er komme auch sonst genügend zum Schiessen und Sprengen.
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Bild 1 von 19. Schon vor Mitternacht kündigt sich am Sprecherhof die Sprengung an. Mit Lasern wird eine Uhr auf die rohe Betonfassade projiziert. Ein roter Laserpunkt zeigt die Sekunden an. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 19. Erste Schaulustige haben es sich auch schon gemütlich gemacht. Sie bringen Sitzgelegenheiten und Verpflegung mit. Später räumt die Polizei ihre Sofas weg, doch die Vorfreude wird dadurch nicht getrübt. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 19. Während dessen warten die Journalisten auf den Star des Abends. Sprengmeister Walter Weber geniesst seinen Auftritt sichtlich. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 19. Alle wollen ein Foto mit dem Mann, der in wenigen Stunden das bekannte Hochhaus beim Gais-Kreisel in Aarau sprengen wird. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 19. Vor der Sprengung wurden viele Sicherheitsmassnahmen getroffen. Zum Schutz der Fensterfront beim Nachbargebäude wurden zum Beispiel diese Planen aufgehängt. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 19. Und diese Wassertanks standen an verschiedenen Standorten bereit, um nach der Sprengung die Staubwolke im Griff zu haben. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 19. Das Militär stand bereit und sprühte Wasser gegen die Staubwolke, die allerdings kleiner ausfiel als befürchtet. Das lange warten machte einige Helfer schon sichtlich müde. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 19. Während in der Sperrzone alle bereit sind, strömen immer mehr Schaulustige zu den Abschrankungen. Die SRF-Korrespondenten sprechen von einigen hundert Menschen. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 19. Auf der anderen Seite der Abschrankung, am Rande der Sperrzone gleich beim Gais-Kreisel steht das Auto, aus dem die Sprengung gezündet wird. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 19. Einige Schaulustige haben es sich mitten in der Sperrzone im Zentrum des Gais-Kreisels gemütlich gemacht. Hier können sie auf keinen Fall bleiben. Die Sicherheitsleute müssen sie aus der Sperrzone weisen. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 19. Um punkt 2 Uhr in der Früh wollte der Sprengmeister das Hochhaus dem Erdboden gleich machen. Wegen Schaulustigen in der Sperrzone verzögerte sich die Sprengung um einige Minuten. Eine Person verkleidete sich als Ziege. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 19. Schliesslich erklingen drei Signaltöne, das Publikum zählt den Countdown laut mit, dann gibt es einen grossen Knall und das Gebäude beginnt in sich zusammen zu fallen. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 19. Das Gebäude stürzt wie geplant ein. Die Wasserfontänen verhindern, dass die Staubwolke dabei zu gross wird. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 19. Die Staubwolke vom Dach des SRF-Studios in Aarau aus aufgenommen. Der Sprengmeister ist positiv überrascht, wie wenig Staub es gab. Bildquelle: SRF.
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Bild 15 von 19. Der Gais-Kreisel ist nach der Sprengung in dichten Staub gehüllt. Bildquelle: SRF.
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Bild 16 von 19. Meldungen von Schäden gab es zunächst keine. Einzig bei einer Versicherung ging die Glastüre zu Bruch. Bildquelle: SRF.
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Bild 17 von 19. Nach der Sprengung gehen die Leute nach Hause. Vom Hochhaus bleibt nicht viel übrig: 5000 Tonnen Stahl und Beton. Bildquelle: SRF.
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Bild 18 von 19. Der erste Morgen ohne Sprecherhof in Aarau. In der Mitte ragte früher das Hochhaus in den Himmel. Bildquelle: SRF.
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Bild 19 von 19. Zum Vergeleich, die Morgenstimmung ein Tag zuvor mit dem Sprecherhof-Hochhaus. Bildquelle: SRF.