Er meint es gut, er ist sicher, dass er es kann. Aber regelmässig geht es schief. Und am Schluss braucht er Hilfe. Das ist das Grundmuster aller Papa-Moll-Geschichten. Hinter Papa Moll versteckt sich Eric Oppenheim, gebürtiger Brite und Ingenieur bei Brown, Boveri & Company (BBC) in Baden.
1932 heiratete er die Badenerin Edith Jonas. Zusammen hatten sie drei Kinder. Edith Oppenheim-Jonas besuchte die Handelsschule. Viel lieber hätte sie sich aber zur Künstlerin ausbilden lassen. Das gestatteten ihre Eltern jedoch nicht. Ihr Bruder durfte Künstler werden, sie selber sollte etwas «Rechtes» lernen.
Immerhin liess es die Handelsausbildung zu, dass sich Edith Jonas Kunstlektionen leisten konnte. Sie machte sich einen Namen als Kunstmalerin und als Karikaturistin. Das Magazin «Nebelspalter» gehörte in den Kriegsjahren zu ihren Kunden.
Mit Comic gegen «Schundliteratur»
Zu Beginn der 50er-Jahre kontaktierte der Gründer der Jugendzeitschrift «Junior» Edith Oppenheim-Jonas. In seinem Heft hatte er jeweils einen der damals neuartigen Comic-Strips abgedruckt, die aus den USA nach Europa überschwappten. Charakteristisch dafür waren die Sprechblasen in den Bildern.
«Schundliteratur» sei dies, befand damals der Verband Pro Juventute. Er rief die Jugendzeitschriften dazu auf, «bessere» Comics zu publizieren. Nur: Was könnte das sein? Darüber machte sich Edith Oppenheim-Jonas Gedanken. Ihre Lösung: Bilder ohne Sprechblasen, dafür mit Texten in Versform unterhalb der Zeichnungen. Und ebenfalls Teil ihres Vorschlages: Ein «schweizerisches» Motiv.
Es sind alles selbst erlebte Geschichten oder Geschichten, die Bekannte von uns erlebt haben.
Dieses Motiv war Papa Moll, d.h. die Familie Moll mit Papa Moll, Mama Moll und den Kindern Willy, Fritz und Evi. Diese Familie war ein Spiegelbild der Familie Oppenheim-Jonas mit Mama, Papa und den Kindern Frank, Roy und Joan. In einem Gespräch mit Radio DRS aus dem Jahr 1991 erzählt Edith Oppenheim-Jonas, dass die Geschichten aus den Papa-Moll-Büchern auch die Geschichten der Familie Oppenheim oder deren Bekannten sind.
Papa Moll wird zum Weltstar
Papa Moll war ein grosser Erfolg. Insgesamt gibt es 28 Bände. 1.5 Millionen Bücher wurden weltweit verkauft. Papa-Moll-Geschichten wurden gar ins Chinesische übersetzt und sind auch als Hörbuch und Hörspiel erhältlich.
Sogar als Themenpark wird Papa Moll vermarktet. Bad Zurzach setzt auf Papa Moll als Attraktion. So will sich der Kurort als Destination für Familien mit kleinen Kindern profilieren.
Und Ende 2017 wird Papa Moll nun auch über die Kinoleinwände flimmern. Am 6. August haben in Bad Zurzach die Dreharbeiten für den Film «Papa Moll» begonnen. Als Drehorte dienen auch Baden und Strengelbach. Die Innenaufnahmen entstehen in einem Studio in Köln.
Film gibt noch mehr Schub
Roy Oppenheim ist auf den Film gespannt. Er ist der Sohn der Papa-Moll-Schöpferin Edith Oppenheim-Jonas. «Meine Mutter hätte Freude daran, dass Papa Moll verfilmt wird», ist er überzeugt.
Die Lizenzgebühr für die Verfilmung hat er den Produzenten teilweise erlassen. «Man muss das Filmschaffen unterstützen», sagt Roy Oppenheim im Gespräch mit Radio SRF. So muss er den Filmemachern freie Hand lassen. Eine frühe Version des Drehbuchs hat er aber gesehen. Es sei zwar ein gutes Drehbuch gewesen, erzählt er, aber kein kindergerechtes.
Deshalb habe man den Autor ausbezahlt und einen neuen angestellt. Nun sei man auf gutem Weg. Der Film unterscheidet sich von den Büchern. Die Bücher sind Episoden. Der Film aber müsse eine Handlung haben, die das Publikum über einen längeren Zeitraum trage, so Roy Oppenheim. Das sei nicht einfach.
Durch den Film erlebt Papa Moll ein grosses Revival. Roy Oppenheim spürt bereits jetzt, dass wieder mehr über Papa Moll geredet wird. Er hat unzählige Ideen, wie Papa Moll als Sujet und Motiv noch weiter verbreitet werden könnte.
Roy Oppenheim freut sich auch, dass Papa Moll in Bad Zurzach prominent vertreten ist. Was er nicht versteht: In Baden, dort wo Papa Moll erfunden worden ist, wo die Familie Moll bzw. Oppenheim lange wohnte und wo heute noch das Archiv von Edith Oppenheim-Jonas ist, findet man nicht die geringsten Spuren von Papa Moll, dem (eigentlich) sehr prominenten Badener.