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Legende: Die sieben Bezirksgefängnisse im Aargau sind im Moment alle überbelegt. Alleine 2012 führte die Aktion «Crime Stop» zu 100 zusätzlichen Verhaftungen. Daniel Desborough

Aargau Solothurn Platznot in Aargauer Bezirksgefängnissen: Keine Lösung in Sicht

Wegen der Polizeiaktion «Crime Stop» sind die Aargauer Gefängnisse voll. Besonders die Bezirksgefägnisse sind mit 99 Prozent Auslastung übervoll. Aber auch das Zentralgefängnis in Lenzburg, das eigentlich die Bezirksgefängnisse hätte ablösen sollen. Eine Lösung: Aus Einzelzellen werden Doppelzellen.

Die drei Aargauer Bezirksgefängnisse in Bad Zurzach, Bremgarten und Laufenburg können doch nicht geschlossen werden. Der Kanton hatte dies in seinem Konzept vorgesehen. Nur: Es gibt zu viele Häftlinge. So sind alle Zellen belegt oder gar überbelegt.

Die Gefängnisse sind übervoll

Gründe für die vollen Gefängnisse gibt es einige: «Die Leute bleiben heute länger in Untersuchungshaft, Mehrfachtäter werden härter bestraft, die Aktion Crime Stop des Kantons sorgte 2012 für 100 zusätzliche Verhaftungen», erklärt Roland Hengartner, Leiter der Sektion Bezirksgefängnisse des Kantons Aargau gegenüber Radio SRF.

Eine Auslastung von 87 Prozent bedeutet für ein Gefängnis volle Auslastung. «So hat ein Gefängnis noch etwas Flexibiliät, falls die Polizei eine Bande verhaftet, eine Razzia macht oder eine Demonstration anfällt», sagt Roland Hengartner. «Momentan allerdings sind die Bezirksgefängnisse zu 99 Prozent ausgelastet, sprich überbelegt.»

Aus einer Zelle werden zwei

Eine mögliche Lösung für das Platzproblem ist der Umbau der Gefängniszellen. Aus einer Zelle werden zwei. Auf rund 12 Quadratmetern wohnen dann zwei Häftlinge (inklusive Nasszelle). Total 27 Betten hat der Kanton so in den 7 Bezirksgefängnissen geschaffen.

«Für das Personal ist das nicht ganz einfach. Mehr Leute bedeuten auch mehr Konfliktpotenzial. Deshalb braucht es mehr Personal», so Roland Hengartner im Gespräch mit dem Regionaljournal. Im März entscheidet das Aargauer Parlament über die Bewilligung von mehr Personal und damit natürlich auch über höhere Kosten.

Bezirksgefängnis Kulm gilt als modern

Eines der Aargauer Bezirksgefängnisse liegt in Unterkulm, in einem Bezirksverwaltungsgebäude mit Polizeiposten und Büros. Es steht mitten im Dorf.  Im 2. Stock befindet sich das Gefängnis. Total 17 Zellen und 9 Angestellte gehören dazu. Leiter Daniel Lemp weiss: «Wir müssen gut organisiert sein. Wir haben ganz unterschiedliche Fälle, von Fahren im angetrunkenen Zustand bis zum Schwerverbrecher».

Das Bezirksgefängnis Kulm wurde 1991 erbaut und gilt als modern. Auf dem Dach gibt es einen Spazierhof. Jeder Häftling hat Anrecht auf eine Stunde Freigang pro Tag.

Auch alte Gefängnisse bleiben in Betrieb

Die Gefängnisse Bad Zurzach, Bremgarten und Laufenburg entsprechen eigentlich nicht den zeitgemässen Bestimmungen. Bremgarten zum Beispiel hat keinen Spazierhof. Häftlinge müssen hier eine Stunde pro Tag durch das Städtchen geführt werden. Ein grosser Personalaufwand.

Trotzdem brauche man momentan jeden Platz, so Roland Hengartner, Leiter der Sektion Bezirksgefängnisse. «Mittelfristig wird das Platzproblem nicht besser. Die Sanierung der Strafanstalt Lenzburg ist aber immerhin ein Lichtblick», so Hengartner weiter.

Kleine Hilfe aus dem Kanton Bern

Eine weitere mögliche Lösung liegt in der Zusammenarbeit mit anderen Kantonen. Im Kanton Bern habe man bereits eine Anfrage deponiert, sagt Hengartner. Die Antwort: Im Regionalgefängnis Burgdorf wären möglicherweise vier bis sechs Haftplätze für Aargauer Häftlinge verfügbar.

Die ausserkantonale Hilfe könnte das Platzproblem in den Aargauer Gefängnissen also etwas entschärfen. Eine richtige Lösung ist sie aber nicht.

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