Für die Aargauer Hausärzte ist der Job des Amtsarztes nicht attraktiv: Einsätze in der Nacht und am Wochenende führten dazu, dass die Amtsärzte ihren Job immer weniger gern machten. Das hat die Regierung dazu gebracht, den Amtsarzt per 2016 abzuschaffen. An dessen Stelle soll eine private Firma treten, die «Mobile Ärzte AG». Das haben Recherchen des Regionaljournals Aargau Solothurn von Radio SRF ergeben.
Die «Mobile Ärzte AG» hat mehrere Ambulanzfahrzeuge mit insgesamt 15 Fachärzten, also rollende Arztpraxen. Hinzu kommen mehrere Standorte, unter anderem auch bereits in den Kantonen Aargau (Birr) und Solothurn (Dornach). In anderen Kantonen ist sie bereits mit Fürsorgerischen Unterbringungen beschäftigt. Also dann, wenn Menschen gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden müssen. Wie sieht es dort aus?
Kanton Basel-Land
Hier wird die Firma wie andere Ärzte auch herbei gerufen, auch bei Fürsorgerischen Unterbringungen. Sie entscheidet aber nicht, ob jemand in eine Klinik muss oder nicht. Das letzte Wort hat die Kesb, die Kindes- und Erwachsenen-Schutzbehörde. Das erklärt Kantonsarzt Brian Martin auf Aufrage des Regionaljournals.
Kanton Schwyz
Die Mobilen Ärzte haben in Küssnacht einen Standort und sind explizit nur für diese Region zuständig, erklärt auf Anfrage Jürg Ebner. Er ist der Präsident der Notfalldienst-Kommission des Kantons Schwyz. «Es ist eine Randregion, deshalb hat die Firma dort eine Bewilligung. Viele Fälle gibt es dort nicht.»
Kanton Solothurn
Hier sind grundsätzlich die Gerichte für Fürsorgerischen Unterbringungen zuständig, erklärt Kantonsarzt Christian Lanz. Weil aber die Mobilen Ärzte im Schwarzbubenland für den Notfalldienst zuständig sind, kümmern Sie sich dort an Randstunden um Fürsorgerische Unterbringungen. Diese können sie für maximal 72 Stunden verhängen. Auch hier sind die Mobilen Ärzte in einer Randregion tätig.
Kanton Basel-Stadt
Hier kümmert sich die private Firma um Gefängnis-Medizin. Wenn also ein Insasse in der Nacht Bauchweh hat, rücken die Mobilen Ärzte aus, erklärt Kantonsarzt Thomas Steffen. Die Fürsorgerischen Unterbringungen hingegen sind quasi «Chefsache» im Kanton Basel-Stadt: Dafür hat man eigene Amtsärzte, angestellt beim Kanton. «Da geht es um heikle Entscheide», so Steffen. Dafür brauche es viel Erfahrung, das könne nicht jeder machen, heisst es dort.
Die richtige Wahl für den Aargau
Beim Kanton Aargau, der im Jahr rund 1000 Fälle mit Fürsorgerischen Unterbringungen hat, ist die Wahl der Mobilen Ärzte die Beste: «Sie sind gut qualifiziert und haben Erfahrung», sagt Martin Roth, Aargauer Kantonsarzt auf Anfrage. Man habe bei anderen Kantonen nachgefragt und durchwegs positive Rückmeldungen erhalten. Das bestätigen gegenüber dem Regionaljournal auch diejenigen Kantonsärzte, welche mit den Mobilen Ärzten zusammen arbeiten.
Ob die Mobilen Ärzte ab 2017 die Arbeit der Aargauer Amtsärzte übernehmen, dafür braucht es im Aargau eine Gesetzesrevision. Dazu hat der Aargauer Grosse Rat das letzte Wort.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)