Radon kommt aus der Tiefe: Das unsichtbare Edelgas ist ein Zerfallsprodukt des Urans, das natürlich im Boden vorkommt. Je nach Bodenbeschaffenheit gelangt das Radon an die Oberfläche und steigt in die Keller der Häuser auf. Das Bundesamt für Gesundheit warnt: Radon sei nach dem Rauchen die häufigste Ursache für Lungenkrebs.
Jährlich sterben laut Schätzungen 200 bis 300 Menschen in der Schweiz an den Folgen von Radon-Belastung. Das entspricht etwas der jährlichen Zahl der Verkehrstoten.
30 Prozent aller Keller sind «radioaktiv»
Aus diesem Grund soll nun auch das Schulhaus von Olsberg saniert werden. Ein Viertel aller Aargauer Schulhäuser wiesen bei einer Messkampagne im Sommer 2010 zu hohe Radonwerte auf. «Es gibt viele alte Gebäude, aber häufig werden auch die Keller zu Schulräumen umgenutzt», erklärt Eva Bantelmann vom Aargauer Gesundheitsdepartement gegenüber Radio SRF. «In den Untergeschossen ist die Gefahr zu hoher Radon-Belastung besonders gross.»
Deshalb habe man auch vermehrt die Keller von Einfamilienhäusern untersucht. «Oft werden solche Keller rasch umgebaut, zu zusätzlichen Kinderzimmern oder Bastelräumen», erklärt Bantelmann. Das Ergebnis ihrer Messungen: 30 Prozent aller Keller-Räume sind ebenfalls zu stark mit Radon belastet. Bantelmann rät deshalb dringend dazu, diese Räume auszumessen.
Solothurn gibt kostenlos Dosimeter ab
Dieser Empfehlung schliesst sich auch Werner Friedli vom Solothurner Amt für Umwelt an. «Wir sind aktuell an einer Messkampagne in öffentlichen Bauten. Deshalb haben wir ein grosses Lager an Dosimetern bereit. Auf Anfrage schicken wir diese gerne kostenlos auch an Privatpersonen.» Im Aargau hat der Kanton seine Messkampagne bereits abgeschlossen, hier müssen entsprechend Messungen bei privaten Anbietern organisiert werden. Der Kanton verfügt aber über die entsprechenden Kontaktangaben.
Die Behörden warnen bereits seit 20 Jahren, trotzdem wüssten viele Leute noch nicht viel über Radon und seine Gefahren, so Werner Friedli. Auch in Olsberg sei das Interesse an Radon-Messungen klein, sagt Gemeindeamman Romuald Stalder im Regionaljournal. Trotz der aufwändigen Schulhaus-Sanierung, die Schlagzeilen gemacht hat.
Für die Sanierung empfehlen die Behörden dringend den Kontakt zu Experten. «Einfach den Kellerboden mit Beton ausgiessen, das reicht nicht», erklärt Eva Bantelmann vom Gesundheitsdepartement. «Wenn falsch saniert wird, kann die Belastung sogar noch steigen.»
Neuer Grenzwert ist wissenschaftlich umstritten
Künftig dürfte die Radon-Belastung noch häufiger zum Thema werden. Der Bund will auf Druck der Weltgesundheitsorganisation WHO die Grenzwerte massiv senken. Heute gilt eine Belastung von 1000 Bequerel pro Kubikmeter als schädlich, künftig liegt der sogenannte Referenzwert bei 300 Bequerel. «Im Aargau dürfte das keine allzu grossen Auswirkungen haben», beruhigt Eva Bantelmann.
Ihr Solothurner Kollege Werner Friedli teilt diese Auffassung. Er steht dem neuen Grenzwert trotzdem skeptisch gegenüber: «Es ist wissenschaftlich umstritten, wie schädlich Radon in dieser Konzentration für die Gesundheit wirklich ist.» Sicher sei aber, dass der tiefere Grenzwert zu Mehraufwand führe. Es würden wohl mehr Messungen durchgeführt und allenfalls auch Bauvorschriften angepasst werden müssen.
- Informationen zu Radon (Bundesamt für Gesundheit) Informationen zu Radon (Bundesamt für Gesundheit)
- Radon-Belastung in Ihrer Gemeinde (Suchmaschine, BAG) Radon-Belastung in Ihrer Gemeinde (Suchmaschine, BAG)
- Empfehlungen für Neubauten (BAG) Empfehlungen für Neubauten (BAG)
- Empfehlungen für Renovationen (BAG) Empfehlungen für Renovationen (BAG)
Eine Art «Gefahrenkarte» für Radon sei mit dem neuen Grenzwert noch schwieriger zu gestalten als heute schon. «Praktisch die ganze Schweiz gilt dann als Radon-Risiko-Gebiet», meint Werner Friedli. Tatsächlich ist es aber heute schon so: Es gibt zwar Gemeinden mit statistisch höherem oder tieferem Radon-Risiko. Wer sicher gehen will, dass sein Keller gesund ist, der muss aber zwingend eine Messung durchführen. Und dann allenfalls sanieren.
2000 bis 3000 Franken pro Zimmer müsse man für eine seriöse Sanierung dann schon rechnen, heisst es beim Aargauer Gesundheitsdepartement. Bezahlen müssen die Hauseigentümer selber. Es lohne sich aber, mahnen die Behörden.