Die erste Kampfansage für den 27. November kommt von SVP-Kantonalpräsident Thomas Burgherr. «Wir kommen», sagt er ins SRF-Mikrofon. Und meint mit «wir» eigentlich die SVP-Kandidatin Franziska Roth. Er gehe davon aus, dass Roth in den zweiten Wahlgang steige nach diesem «hervorragenden Resultat», so Burgherr. Und Roth selber stellt dann gleich klar: «Ich stehe zur Verfügung.»
Roth ist nach Markus Dieth auf dem fünften Platz gelandet, hat das absolute Mehr aber deutlich verpasst. Im Wahlkampf fiel Roth durch provokative Äusserungen zur Bildungspolitik auf – auch innerhalb der SVP gab es Kritik an der Kandidatur dieser politisch unerfahrenen Bezirksrichterin aus Brugg. Thomas Burgherr sieht sich nun aber bestätigt. «Wir haben auf die richtige Kandidatin gesetzt.»
Bahnt sich ein Duell Feri vs. Roth an?
Mit viel mehr Erfahrung im Gepäck stieg SP-Kandidatin Yvonne Feri ins Rennen. Die Wettiger Gemeinderätin, Nationalrätin und ehemalige Einwohner- und Grossrätin wurde in Prognosen vor Franziska Roth geführt, nun liegt sie – wenn auch sehr knapp – hinter der Konkurrentin der SVP. Trotzdem sei sie keineswegs enttäuscht sagt Feri: «Wir haben eine viel kleinere Hausmacht als die SVP», somit sei das Resultat ein Erfolg.
Steigt nun also Feri ins Duell mit Roth im zweiten Wahlgang? «Das müssen wir erst in der Partei analysieren», gibt sich Feri noch zugeknöpft. Zu klären hat die SP die Strategie vor allem mit den Grünen, deren Kandidat Robert Obrist etwas abgeschlagen auf Rang acht liegt, mit gut 15'000 Stimmen Rückstand auf das Duo Roth/Feri. Leicht fallen dürfte die Entscheidung den Grünen aber dennoch nicht.
Obrist als Mann im Nachteil
Schliesslich wollten die Grünen mit Obrist den Sitz ihrer abtretenden Regierungsrätin Susanne Hochueli verteidigen, ein Rückzug der Kandidatur Obrist würde also den Verlust dieses Sitzes bedeuten. «Ich möchte noch nicht spekulieren, zuerst müssen wir das zusammen anschauen», sagt Obrist und gibt auch zu, dass er als Mann wohl schon im Nachteil gewesen sei bei der Ersatzwahl für die einzige Frau in der Aargauer Regierung.
Die Zahlen stützen diese Vermutung: Neben Roth und Feri konnte sich auch BDP-Kandidatin Maya Bally noch vor Robert Obrist einreihen. Allerdings musste die BDP bei den heutigen Parlamentswahlen empfindliche Verluste hinnehmen. Ob Bally so in einen zweiten Wahlgang steigen will, liess sie am Sonntag auch noch offen: «Ich bräuchte die Unterstützung der Mitteparteien», hier werde man jetzt das Gespräch suchen.
Tanz um den letzten Sitz
Im Hinblick auf den zweiten Wahlgang müssen sich die Parteien nun also über ihre Strategien klar werden. Bis am Freitagmittag läuft die Frist für Anmeldungen. Wollen SP und Grüne eine realistische Chance haben, im bürgerlich geprägten Aargau den zweiten linken Regierungssitz zu halten, dann ist eine einzige Kandidatur zwingend.
Und wollen die Bürgerlichen diesen linken Sitz erobern, so dürfte es hilfreich sein, wenn man sich ebenfalls auf eine einzelne Gegenkandidatur einigen könnte. Wie auch immer: Der Tanz um den fünften Aargauer Regierungssitz ist schon in vollem Gange.