Der einst stolze FC Grenchen, Cupsieger 1959 und lange Jahre in den höchsten Klassen des Schweizer Fussballs spielend, ist seit längerem zum Sorgenkind der Stadt geworden. Die Probleme häuften sich. Schlussendlich ging es gar um die Existenz des Vereins.
Zum x-ten Mal wurde am Donnerstagabend nun ein Neustart lanciert. An der dritten ausserordentlichen Generalversammlung in diesem Jahr wurde der bisherige Geschäftsführer unter Applaus aus dem Amt gejagt und ein neuer Vorstand gewählt.
Aufbruchstimmung
«Wir wollen retten, was zu retten ist», sagte Vorstands-Vorsitzende Nadja Aubry. Dass sich Aubry Vorsitzende nennt und nicht als Präsidentin betitelt werden will, gehört zum Neuanfang. Es soll nicht mehr länger eine Person im Vordergrund stehen, sondern der Verein.
Trotz Aufbruchstimmung: Einfach wird die Vereinsrettung nicht. Der neue Vorstand ist noch gar nicht richtig handlungsfähig. Der bisherige Geschäftsführer will die Schlüssel nicht aushändigen, war an der Versammlung zu erfahren. Auch Transferunterlagen und andere wichtige Papiere will er nicht übergeben.
Die neue Vereinsführung weiss deshalb nicht, auf welchem Konto die Beiträge der Junioren landen – und sie kann das Postfach nicht leeren. Dadurch hat sie keinen Zugriff auf möglicherweise wichtige Briefe und kann kein Budget für die neue Saison erstellen.
Mit Polizei gegen Ex-Geschäftsführer?
Man müsse jetzt die Polizei einschalten, forderte ein Versammlungsteilnehmer. Ein anderer verlangte, der Verein müsse einen Anwalt auf den früheren Geschäftsführer ansetzen, oder diesen mittels Verfügung zur Herausgabe der Schlüssel und Dokumente zwingen.
Vorstands-Vorsitzende Nadja Aubry will zuerst erneut den Kontakt suchen zum nun abgesetzten Geschäftsführer, und dann wenn nötig rechtliche Schritte einleiten, sagte sie nach der Versammlung zu Radio SRF. So rasch dürften die Turbulenzen beim FC Grenchen also nicht vorbei gehen.
Finanzielle Sorgen
Auch finanziell bleibt die Lage des Vereins angespannt. Man lebe von der Hand in den Mund, bestätigte der für die Finanzen zuständige Rolf Janz. Vor wenigen Monaten hatten französische Investoren dem angeschlagenen Klub eine rosige Zukunft in Aussicht gestellt. Doch auch die Träume vom grossen ausländischen Sponsor haben sich mittlerweile zerschlagen.
Man müsse jetzt die rosarote Brille ablegen und richtig aufräumen im Verein, forderte Rolf Probst als Vertreter der Sponsoren-Vereinigungen: «Wir wollen uns nicht mehr länger lächerlich machen».
Wenigstens darf die neue Vereinsleitung auf die Hilfe der Stadt hoffen. Im Namen des Stadtpräsidenten sagte der an der Versammlung anwesende Finanzverwalter David Baumgartner dem Club beratende Unterstützung zu und wünschte der neuen Crew viel Erfolg.