Wie soll die ehemalige Kehrichtdeponie der Stadt Solothurn saniert werden? Jahrelang wurde analysiert und geprüft und nun hätte diesen Sommer eigentlich der Entscheid fallen sollen. Doch es dauert noch länger. Das kantonale Amt für Umwelt misstraut den bisherigen Abklärungen, vor allem was die Kosten angehen.
Klar ist nur eines: Die Altlast im Westen der Stadt Solothurn muss saniert werden. Der sogenannte «Stadtmist» verseucht das Grundwasser und die Bäche. Grundeigentümer sind Stadt und Kanton Solothurn.
Warten bis Sommer 2016
Ein Gutachten im Auftrag der Stadt und des Amts für Verkehr und Tiefbau kommt zum Schluss: Eine Teilsanierung reicht. Diese würde 65 Millionen Franken kosten, der Abfall bliebe im Boden, die Deponie würde versiegelt.
Das kantonale Amt für Umwelt, das die Pläne nun geprüft hat, ist damit nicht einverstanden. Es findet, eine Totalsanierung wäre besser und will, dass diese Variante bis im Sommer 2016 vertieft geprüft wird.
295 oder 150 Millionen?
Martin Würsten, Chef des Amts für Umwelt, erklärt: Die Gutachter hätten zu wenig berücksichtigt, was die grossen Vorteile eines Totalaushubs seien. Spätere Generationen hätten nämlich bei einer Totalsanierung sämtliche Optionen für die betroffenen Landflächen zur Verfügung.
Das Gutachten schätzt die Kosten für eine Totalsanierung auf 295 Mio. Franken. Auch diesbezüglich macht das Amt für Umwelt ein grosses Fragezeichen. Martin Würsten hält diese Kosten für deutlich zu hoch und schätzt sie selber auf 150 Millionen. Das hätten beispielsweise Anfragen bei Entsorgungsfirmen und Kehrichtverbrennungsanlagen ergeben.
Firmen können sich bewerben
Nicht nur die Kosten, sondern auch die Dauer der Sanierung will das Amt für Umwelt überprüft haben. Bislang ging man von 10 Jahren aus, während der die Deponie saniert wird. Würsten denkt, dass dies in kürzerer Zeit möglich ist.
Um Kosten und Dauer der Sanierung vertieft zu prüfen soll nun ein Wettbewerb für Totalunternehmer durchgeführt werden. Bis im Sommer 2016 soll der Wettbewerb abgeschlossen sein und ein Vorprojekt vorliegen.
Wasserstadt reagiert erfreut
Hintergrund für die Sanierung des Solothurner Stadtmistes sind Pläne, in diesem Gebiet an der Aare das 630 Millionen Franken teure Wohnbauprojekt Wasserstadt zu realisieren. Vorgesehen ist der Bau einer Überbauung mit rund 700 Wohnungen, die bis zu 1000 Menschen Platz bieten sollen.
Um die Wasserstadt zu realisieren ist eine Totalsanierung des Stadtmistes nötig. Diese wiederum ist nur finanzierbar, wenn der Bund sich an den Kosten beteiligt. Und dieser wiederum beteiligt sich nur an den Kosten, wenn die Totalsanierung auch aus Sicht der Umwelt die beste Lösung ist. Davon will der Kanton den Bund nun bis Sommer 2016 überzeugen.
Ivo Bracher, Initiant der Wasserstadt, zeigt sich gegenüber Radio SRF sehr erfreut, dass der Kanton nun auf die Totalsanierung setzt. Er glaubt, dass der Stadtmist in drei oder vier Jahren saniert sein kann, wenn sich der Kanton gleich stark dafür einsetzt wie für die Ansiedlung der Biotech-Firma Biogen in Luterbach.