Einige Leute schauen komisch. Andere bleiben stehen. Was steht da auf dem Boden geschrieben? «Wir fordern das Frauenstimmrecht». Und einige Schritte weiter: «Wir fordern die 48-Stunden-Woche».
Der Landesstreik 1918
Viele sind verwirrt: Gibt es das Frauenstimmrecht nicht bereits? Was erst auf den zweiten Blick klar wird: Die Forderung stammt aus dem Jahr 1918, als die wirtschaftliche Not der Arbeiter zu sozialen Spannungen führte und die Schweiz am Rand eines Bürgerkriegs stand.
Zum Nachdenken anregen
Die Forderungen, die von den Arbeitern am Landesstreik aufgestellt worden waren, stehen seit Montag auf grossen Klebern, die in Solothurn (Kreuzackerbrücke), Breitenbach (Eugen-Saner-Platz) und Olten (Ländiweg) auf dem Asphalt angebracht sind.
Es handelt sich um eine Kunstaktion mit dem Titel «Verschiebungen 18-18». Hinter der Aktion steht ein Projektteam um Liliana Heimberg. Es ist das Solothurner Projekt im Rahmen der Initiative «Kulturelle Vielfalt in den Regionen» der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Nach den Klebern folgen Hörstücke
In den nächsten vier Jahren seien noch zahlreiche weitere «szenische Interventionen» geplant, sagt Liliana Heimberg im Interview. Als nächstes werden aus Lautsprechern Hörstücke ertönen mit Originaltexten aus der Zeit des Landesstreiks. Die Vernissage ist am 9. November auf der Holzbrücke in Olten.
Liliana Heimberg wird auch Regie führen beim Freilichttheater, das zum 100. Jahrestag des Landesstreiks 2018 in Olten stattfindet. Der Solothurner Regierungsrat hatte letztes Jahr 500'000 Franken aus dem Lotteriefonds bewilligt. Regierungsrätin Esther Gassler ist Präsidentin des neu gegründeten Trägervereins.
((Bildnachweis Front: Keystone, Streikende in Bellinzona))