Eine illegale Siedlung mit alten Bauwagen steht seit Herbst 2013 in der Stadt Solothurn. Mal unter der Brücke der Westumfahrung, mal auf dem Parkplatz des Schwimmbads, mal an der Oberhofstrasse auf einer Wiese. Die Stadt duldete die alternative Wohngruppe namens «Wagabunte» bis anhin. Weil letztere aber nicht mehr ständig umziehen will und damit die Vorgaben der Stadt nicht mehr einhält, will die Stadt die Wohngruppe weg haben. Eine Konfrontation bahnt sich an.
Die Zaffaraya-Bewegung
Was sich in Solothurn abspielt, hat die Stadt Bern in einem grösseren Ausmass vor einigen Jahrzehnten erlebt. 1985 entstand an der Aare eine illegale Hüttensiedlung namens Zaffaraya, welche aber nur rund zwei Jahre existierte. Im November 1987 räumte die Polizei das Areal gewaltsam. Das wiederum löste Demonstrationen mit Zehntausenden von Leuten aus.
Aus der Zaffaraya-Bewegung entstand schliesslich die Berner Reithalle. Ausserdem begann die Stadt Bern damit, eine besondere Wohnzone zu schaffen für Stadtnomaden, die es in Bern auch heute noch gibt. Diese «Zone für Wohnexperimente» wurde vom Volk schliesslich im Jahr 2013 mit 54 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Das Thema sorgt aber bis heute für Diskussionen.
Rechtsstreit um Sonderzone dauert an
Anwohner, aber auch bürgerliche Kreise, machten verschiedene Einsprachen gegen den geplanen Standort. Ein Vorwurf: Riedbach, der Standort für die Stadtnomaden, sei nicht geeignet. Dort gehe gutes Landwirtschaftsland verloren, heisst es. Der Rechtsstreit dauert immer noch an und könnte noch Jahre andauern.
In der Zwischenzeit leben die Stadtnomaden auf vier verschiedenen Plätzen. Jeweils nach drei Monaten wechseln sie von einem zum anderen und beginnen mit der Rotation wieder von vorne. Ein Umstand, gegen den sich die Stadtnomaden nicht wehren. Diese Übergangsregelung gilt seit 2008 in der Stadt Bern für alternative Wohnformen und zwar so lange, bis die spezielle Wohnzone in Kraft tritt.
Auch Stadtnomaden sind kritisch
Ob die Stadtnomaden allerdings schliesslich wirklich nach Riedbach ziehen werden, ist offen. Dort würde man ihnen einen Platz zuweisen und man würde Verträge aushandeln, und das möchten sie lieber nicht.