Kurz vor Mitternacht erhält Roland Boss den Anruf: Die Strassen dürften in den nächsten Stunden gefrieren, die Feuchtigkeit im Nebel könnte zu gefährlichem Glatteis führen. Boss arbeitet für den Unterhaltsdienst Nationalstrassen Nordwestschweiz, die NSNW AG. Sein Stützpunkt ist der Autobahnwerkhof in Schafisheim.
Hier besteigt Roland Boss einen imposanten Sattelschlepper. Das Sprühfahrzeug verteilt nicht mehr Streusalz auf den Strassen, sondern Flüssigsalz. 22'000 Liter Sole-Mischung hat das Fahrzeug in seinen Tanks geladen, diese werden mit Düsen auf der Fahrbahn verteilt.
Mit 75 km/h über die Autobahn
In der Führerkabine mischt Roland Boss die Flüssigkeit an einem Computer. Die Salzkonzentration beträgt im Normalfall 15 Gramm pro Quadratmeter. Auf besonders heiklen Abschnitten wie Brücken kann die Konzentration aber auch bis zu drei Mal höher sein. Boss kann auch die Sprühbreite direkt einstellen: Mal braucht es Sole auf knapp zehn Metern Fahrbahnbreite, mal nur auf 7,5 Metern Breite. Das Fahrzeug ist also enorm flexibel.
Es ist aber auch schnell. Für die traditionellen Streusalz-Lastwagen galt eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern. Roland Boss braust nun mit 75 km/h über die Autobahn. Boss schafft damit einen grossen Teil des Aargauer Autobahnnetzes, noch bevor der Berufsverkehr am Morgen einsetzt.
Sole
Schutz-Schicht auf dem Asphalt
Die NSNW AG setzt erst seit diesem Winter auf Flüssigsalz. Die Technologie stammt aus Skandinavien, auch in Deutschland wurde an vielen Orten das Streusalz durch die Sole ersetzt. Denn diese biete markante Vorteile, erklärt Christian Leuzinger von der NSNW.
Vor allem dann, wenn man sie präventiv einsetzt: «Die Sole bildet eine Art dünne Plastikschicht auf der Fahrbahn. Wenn es später schneit, dann können wir mit unseren Räumungsfahrzeugen den Schnee viel besser von der Fahrbahn entfernen, es bleibt weniger liegen.»
Die ersten Erfahrungen sind also positiv: Der Unterhaltsarbeiter und der Betriebsleiter sind des Lobes voll für die neue Technologie.