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Portrait der beiden Verbindungsmänner im Radiostudio
Legende: Student Fabio Sandmeier (l.) und Bankdirektor Thomas Sommerhalder: Beide sind der Zofingia verpflichtet. SRF

Aargau Solothurn «Vivat Common Sense» – Zofingia zwischen Tradition und Moderne

Den gesunden Menschenverstand einschalten und nicht dem Mainstream folgen, unter diesem Motto treffen sich am Samstag vier Stundentenverbindungen zum 30. Aarauer Verbindungstag. Mit dabei auch die Zofingia. Der Schweizerische Zofingerverein ist die älteste und grösste Verbindung der Schweiz.

Seit 1819 gibt es den Schweizerischen Zofingerverein, die Zofingia. Eine Studentenverbindung, die sich an den Gepflogenheiten der deutschen Burschenschaften orientierte. Gründungsmitglied war ein gewisser Albert Bitzius, der sich später als Jeremias Gotthelf einen Namen als Schriftsteller machte. Zofingia deshalb, weil die Studentenverbindung in Zofingen gegründet wurde.

Vaterland, Freundschaft, Wissenschaft

Patria, Amicitia, Litteris – Vaterand, Freundschaft, Wissenschaft – diese Devise prägt den Verein seit der Gründungszeit. Für den Aarauer Studenten Fabio Sandmeier ist Freundschaft ein wichtiger Pfeiler, denn grundsätzlich trete man vor allem deshalb einem Verein bei, weil man hier die Leute «sympathisch findet».

Patria ist ebenfalls nicht unwichtig. «Ja», gibt Thomas Sommerhalder zu, «wir sind patriotisch.» Schliesslich habe die Zofingia massgebend am Entstehen unseres Bundesstaates mitgewirkt, erklärt der heutige Bankdirektor, der seit 35 Jahren Mitglied der Zofingia ist.

Politisch neutral

Sandmeier und Sommerhalder geben beide zu, dass Verbindungen grundsätzlich eher konservativ sind. «Wir haben aber Leute von links bis rechts», betont Sommerhalder, und grundsätzlich sei die Zofingia politisch neutral. Ein Blick in die Mitgliederliste bestätigt: Da findet sich neben dem Namen des Generals Guisan auch der des Globalisierungskritikers Jean Ziegler.

Wahrung von Traditionen

Trotzdem: Die Wahrung gewisser Traditionen sei nicht schlecht, betonen beide. Dazu gehören auch die geselligen Treffen mit viel Spass und Gemütlichkeit – und Bier. Dass sie sich einfach nur voll laufen liessen, stimme nicht, betonen beide, Sommerhalder und Sandmeier.

Richtig hingegen ist: Die Zofingia ist eine Lebensgemeinschaft. Einmal Zofingia, immer Zofingia. Altzofinger können mit ihrer Lebenserfahrung Jüngere unterstützen. Es stimme aber nicht, dass Seilschaften von Zofingern einander die guten Posten zuschanzen würden. Das wäre heute gar nicht mehr möglich, sagt Sommerhalder. Wenn aber bei zwei gleich Qualifizierten der eine Zofinger sei, «dann wähle ich diesen, ganz klar», gibt der Bankdirektor unumwunden zu.

Frauen nicht zugelassen

Kein Problem haben beide mit der Tatsache, dass die Zofingia Frauen verschlossen bleibt. «Das war in meinen 35 Zofingia-Jahren nie ein Thema, weder bei den Männern noch bei den Frauen», erinnert sich Sommerhalder. Und Sandmeier fügt bei: «Wir sind froh, wenn wir einmal unter uns sein können. Wir haben ja auch nichts an einem Frauenabend zu suchen.»

Gaudeamus igitur

Auch wenn die Studentenverbindungen heute etwas quer in der modernen Landschaft stehen, zum Beispiel das Singen lateinischer Lieder, mit Nachwuchssorgen muss sich die Zofingia nicht herumschlagen. An der Hochschule St. Gallen musste die Zofingia vor kurzem sogar den Numerus Clausus einführen, weil der Andrang in die Verbindung derart gross war.

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