Aargau Solothurn - Wohlen: Strohmuseum im Park ist erstes Industriemuseum im Aargau
Der Aargau hat eine reiche Industriegeschichte, doch bis jetzt wurde sie nur ansatzweise präsentiert. Das neue Strohmuseum im Park in Wohlen schliesst jetzt eine wichtige Lücke. Es zeigt die Geschichte der Hutgeflechtindustrie im Freiamt.
Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert: Industriearchitektur prägt die Gemeinde Wohlen. Viele Fabriken, viele Industriegebäude, viele Fabrikanten-Villen. Hergestellt wird in grossen Mengen Hutgeflecht. Dieses Material wird in die ganze Welt exportiert, daraus entstehen Hüte und andere modische Artikel.
Entstanden ist die Hutgeflecht-Industrie aus der Strohverarbeitung. Aber die Geflechte sind nicht mehr aus Stroh, sie sind synthetisch, es ist Plastikware. Als das Strohgewerbe nämlich immer mehr florierte und nach und nach auf maschinelle Produktion umstellte, realisierte man, dass sich Stroh maschinell gar nicht verarbeiten lässt.
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Das «Freiämter Strohmuseum» existiert nicht mehr. Es ist aufgegangen im «Strohmuseum im Park».
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1860 wurde die Fabrikantenvilla Isler gebaut. Heute gehört sie den Ortsbürgern von Wohlen.
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Zu einer Fabrikanten-Villa gehörte immer auch ein repräsentativer Park. Dieser ist Teil des neuen Strohmuseums und gab ihm auch den Zusatz «im Park».
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Strohfabrikant Friedrich August Isler (r.) baute das Gebäude, in dem heute das Strohmuseum ist. Sein Grossvater Jakob Isler (l.) ist einer der Mitbegründer der Freiämter Stroh-Industrie. Sein Geburtsjahr ist 1758.
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Zu Beginn des Museumsbesuchs hört das Publikum eine Geschichte über die Anfänge der Strohverarbeitung.
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Sicher und Messer – die einfachsten Geräte für die Ernte und die Bearbeitung des Strohs.
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Viele Gegenstände kann man anfassen. Wie fühlt sich Stroh an?
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Gerätschaften zur Strohverarbeitung.
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In geheimnisvollen Schubladen lässt sich das Strohhandwerk entdecken.
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8-Halm-Grossformat-Flechtmaschine der Geflechtfabrik Tressa AG in Villmergen für Sonderanfertigungen.
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Massenware synthetisches Hutgeflecht: In grossen Transportkisten wurden diese Produkte vom Freiamt aus in die ganze Welt exportiert.
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Klassische Freiämter Strohhüte. In der Zeit der Hutgeflecht-Industrie waren sie aber nur noch ein kleines Nischenprodukt.
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Es sieht aus wie ein ganz normales Buch und es enthält Geflechtmuster. Aber dieses Musterbuch ist ein rein digitales Produkt. Man blättert mit Wischbewegungen, hat aber fast das Gefühl, in einem richtigen Buch zu blättern.
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Auf einem interaktiven Globus kann man die Handelswege verfolgen, die die Produkte aus dem Freiamt nahmen.
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Dieser Raum thematisiert den Untergang der Hutgeflecht-Industrie im Freiamt. Betroffene schildern ihre Erinnerungen an Hörstationen.
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Blickfang im Treppenhaus des Museums ist ein Lift, der Exponate rund um die Strohwirtschaft transportiert.
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Im Archivraum des Museums lagern unter anderem Bücher mit alten Geflecht-Mustern.
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Der Arbeitsraum im Untergeschoss des Strohmuseums. Hier werden zum Beispiel Exponate restauriert.
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Wohlens Gemeindeammann Walter Dubler freut sich über das neue Museum in seinem Dorf.
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Die Unternehmer erfanden darum die synthetischen Produkte und verdienten damit viel Geld. 95 Prozent des Umsatzes machte die Freiämter Hutgeflecht-Industrie in ihrer Blütezeit mit künstlicher Ware. Hüte und Ornamente aus richtigem Stroh waren nur noch ganz kleine Nischenprodukte.
Aufstieg und Niedergang
Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhielt die Freiämter Hutgeflecht-Industrie immer mehr Konkurrenz aus dem Ausland. Reihenweise machten Firmen dicht, die letzte Fabrik der Hutgeflecht-Industrie in Wohlen schloss in den 90er-Jahren. Heute produziert nur noch die Firma Tressa in Villmergen Geflechte.
Audio
Stefan Ulrich über das Strohmuseum (2.5.2013)
03:37 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 37 Sekunden.
Überbleibsel der Stroh- bzw. Hutgeflecht-Industrie sind im Freiamt aber noch häufig zu sehen. Ein sehr prominentes Beispiel dafür ist die Villa Isler, ein heute denkmalgeschütztes klassizistisches Gebäude.
Erbaut wurde es 1860 von Friedrich August Isler. 2007 konnte die Ortsbürgergemeinde Wohlen die Villa kaufen mit der Auflage, sie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Idee kam auf, das Freiämter Strohmuseum in die Villa Isler zu zügeln.
Ab Sonntag, 5. Mai, ist das neue Museum offen. Am Donnerstag wurde die neue Ausstellung den Medien präsentiert. Aufbauend auf der Sammlung des Freiämter Strohmuseums wurde die Ausstellung neu konzipiert. Schwerpunkt ist die Geschichte der Hutgeflecht-Industrie.
Der Besucher erfährt in einem Prolog, wie die armen Bauern des Freiamts mit Stroh zu arbeiten begannen. Im Dachstock des Museums sieht man Exponate dazu. Informationen werden auch über Bildschirme und Hörstationen vermitteln.
Am meisten Raum erhält im neuen Museum die industrielle Fertigung der Hutgeflechte. In diesem Teil der Ausstellung kommen Menschen zu Wort, die selber noch in dieser Industrie tätig waren. Anhand von Erinngerungstücken geben sie zu Protokoll, wie sie den Niedergang der Branche erlebten.
Die Ausstellungsmacher haben einen sehr guten Weg gefunden, Informationen konzis, aber nicht zu dicht zu vermitteln. Die Besucher können schauen, hören, sehen, aber auch anfassen. Und wer genug gesehen hat, ruht sich im schönen Park aus.
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