Als junger Assistenzarzt erlebte Markus Wopmann, wie ein kleines Kind nach einer Misshandlung starb. «Das war für mich ein Aha-Erlebnis», sagt der 62-jährige Kinderarzt heute. 1991 gründete er die Kinderschutz-Gruppe am Kantonsspital Baden.
Diese Fachgruppe aus Ärzten, Sozialarbeiterin, Psychologen und Staatsanwalt beurteilt mögliche Fälle und ergreift Massnahmen. «Wir machen jedes Jahr mehrere Anzeigen bei der Polizei und Meldungen an die Behörden», sagt Wopmann gegenüber SRF.
Der Aargau habe eine längere Kinderschutz-Tradition. «Wir waren bei den ersten in der Schweiz», erklärt der Arzt aus Würenlos nicht ohne Stolz. Er sieht eine positive Entwicklung: «Ich habe den Eindruck, dass es weniger schwere Fälle von Kindsmisshandlungen gibt.»
Die Gesellschaft habe sich gewandelt. «Es gibt eine breite Ablehnung gegenüber harter körperlicher Bestrafung. Das ist schon einmal gut.» Trotzdem ist Wopmann überzeugt, dass es noch eine Art «Dunkelziffer» gibt. «Wir erkennen sicher nicht jede Kindsmisshandlung.»