Am 18. Februar 1868 wurde Sophie Hämmerli-Marti in Othmarsingen geboren. Sie wuchs als Tochter eines Bauern auf. Zusammen mit ihrem Mann, einem Arzt, und ihren vier Töchtern lebte sie in Lenzburg. 1896 veröffentlichte sie mit «Mis Chindli» ihr erstes Lieder- und Versbuch.
Der Stadtarchivar von Lenzburg, Christoph Moser, kennt das Leben und Wirken von Hämmerli.
SRF News: Ist Sophie Hämmerli bedeutend, weil sie die Mundart pflegte oder weil sie als Frau geschrieben hatte?
Christoph Moser: Es ist beides. Sie sah als Mutter die Bedeutung der Mundart. Sie sah, wie sie weitergegeben werden kann, wenn die Mütter mit den Kindern singen. Deshalb schrieb sie in Mundart. Bei einer Kur hatte sie Heimweh nach ihrem Kind und sah, dass man etwas für die Mütter machen muss.
Sie gilt als fortschrittliche Frau. Wenn man jedoch ihre Biografie anschaut, dann sieht, dass sie ihrem Vater auf dem Bauernhof halt, als die Mutter früh starb. Und später unterstützte sie ihren Mann in der Arztpraxis. Im Hintergrund bleiben und dem Mann den Rücken freihalten – das tönt nach einer klassischen Frauenbiografie.
Die Anliegen der Frauen waren ihr von Anfang an wichtig. Von zuhause aus hatte sie einen Gerechtigkeitssinn. Deshalb begriff sie nie, weshalb die Schweizer Frauen nie stimmen durften und auch im Beruf nicht gleichberechtigt waren. Dies bewog sie im Jahr 1933 dazu, ein Gedicht zu dieser Frage zu veröffentlichen. Darin rief sie dazu auf, das Frauenstimmrecht einzuführen. Lohngleichheit, die im gleichen Gedicht angesprochen wird, ist heute noch ein Thema.
Sophie Hämmerli ist 1942 gestorben. Was bleibt von ihr?
In Lenzburg gibt es etliche ältere Leute, die ihre Lieder und Verslein noch kennen. Es ist aber klar: in Zeiten des Smartphones und Computers hat Sophie Hämmerli einen schweren Stand. Kinder werden von Anfang an von diesen Medien in Anspruch genommen. Aber wir können nicht in einer virtuellen Welt leben. Und genau die bildhafte Sprache in den Gedichten Hämmerlis könnte uns die Ohren und Augen öffnen, wie man die Natur und die Mitmenschen wahrnehmen könnte.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich.