- Das Genfer Stimmvolk nimmt eine Initiative an, die einen Mindestlohn von 23 Franken pro Stunde verlangt.
- Nach Auszählung der 67 Wahllokale haben 58.2 Prozent des Stimmvolks ein Ja eingelegt. 41.8 Prozent stimmten gegen den Vorstoss.
- Die Stimmbeteiligung ist mit 54.2 Prozent hoch. Auch zu vier weiteren Vorlagen sagte das Genfer Stimmvolk Ja.
Volksinitiative «Keine Steuerverluste»
Kanton Genf: Volksinitiative «Keine Steuerverluste»
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JA
66'383 Stimmen
-
NEIN
66'313 Stimmen
Mindestlohn-Initiative
Kanton Genf: Volksinitiative «23 Franken sind das Minimum
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JA
81'357 Stimmen
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NEIN
58'547 Stimmen
Defizitgarantie Spitex
Kanton Genf: Verfassungsänderung (garantierte Heimpflege für alle)
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JA
100'025 Stimmen
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NEIN
37'448 Stimmen
Abschaffung Präsidialdepartement
Kanton Genf: Verfassungsänderung (Staatsratspräsidium und Präsidialdepartement)
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JA
113'746 Stimmen
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NEIN
15'697 Stimmen
Kompensation aufgehobene Parkplätze
Kanton Genf: Umsetzung Eidgenössisches Strassenverkehrsgesetz
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JA
79'336 Stimmen
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NEIN
56'158 Stimmen
Die Gewerkschafts-Initiative «23 Franken ist das Minimum» verlangt in allen Branchen einen Mindestlohn von 23 Franken pro Stunde. Dies entspricht einem Monatslohn von 4086 Franken. Insgesamt stimmten 25 Gemeinden für die Initiative, 20 dagegen.
In der Rekordzeit von nur dreieinhalb Wochen hatten die Initianten die notwendigen Unterschriften zusammen. Dieser schnelle Erfolg ist auch Ausdruck der Angst vor Lohndumping im Grenzkanton, wo viele Grenzgänger zu niedrigen Löhnen angestellt werden.
Ziel des Volksbegehrens ist, dass alle, die voll arbeiten, auch vom Lohn leben können. Den Gewerkschaften zufolge ist es jedoch für über 30'000 Genferinnen und Genfer nicht möglich, mit ihrem niederen Gehalt in Würde zu leben. Betroffen seien mehrheitlich Frauen, besonders in den Sektoren Hotellerie, Reinigung und Kosmetik.
Der Vorstoss habe auch zum Ziel, Schattenberufe aufzuwerten, die sich in der Gesundheitskrise als unerlässlich erwiesen haben, betonen die Initianten. Die Initiative sieht eine jährliche Überprüfung des Mindestlohnes anhand der Lebenshaltungskosten vor; entsprechend wird dieser, wenn nötig angepasst.
Inspiriert von Neuenburg und Jura
Der Staatsrat und eine Mehrheit des Grossen Rates lehnen die Initiative ab. Die Gegner argumentieren, Lohnverhandlungen gehörten in den Bereich der Sozialpartner. Zudem gebe es genügend Mechanismen im Arbeitsrecht, um Lohndumping zu verhindern.
Die Mehrheit der Genferinnen und Genfer sieht dies jedoch anders. Die Genfer Initiative «23 Franken sind ein Minimum» ist vom bereits bestehenden System in den Kantonen Neuenburg und Jura inspiriert.
Es ist bereits das dritte Mal, dass die Genferinnen und Genfer über einen Mindestlohn befinden. 2014 lehnte auch der Kanton Genf die sogenannte Mindestlohn-Initiative auf Bundesebene ab, 2011 versenkte die Mehrheit des Genfer Stimmvolks einen kantonalen Vorschlag.
Erst jetzt, neun Jahre später, hat der Mindestlohn von 23 Franken pro Stunde im Kanton eine Chance. Offenbar hat die derzeitige Gesundheits- und Wirtschaftskrise die Situation verändert.